Wettbewerb „Wir machen Medien“ 2010

Preisträger Kategorie 1 (Kinder im Kindergartenalter)

Integrative Kindertagesstätte der Lebenshilfe, Höhn: „5 kleine Gespenster“ und „Das Gewitter“
Laudator: Sven Vosseler, Diplom-Pädagoge

Gleich zwei Trickfilme sind im Laufe einer ganz besonderen medienpädagogischen Projektphase in der integrativen Kindertagesstätte in Höhn entstanden: In den „5 kleinen Gespenstern“ wird die Handlung mit Gesang und nicht durch Sprache erzählt, das angefügte Making-Of zeigt die Arbeit mit geistig und/oder körperlich beeinträchtigen Kindern einfühlsam und eindrucksvoll.

Das zweite Produkt trägt den Titel „Das Gewitter“ und ist eine filmische Bildergeschichte. Die kleinen Aussagen in und zwischen den Bildern bieten Einblicke in die Emotionen und Welten von Menschen, die sich in unserer Gesellschaft nur schwer ausdrücken können. Auf diese Weise schafft der Film, schafft die kreative Mediennutzung eine Verbindung zwischen – doch nur scheinbar – verschiedenen Welten und zeigt so auf, dass die Unterschiede in Wirklichkeit gar nicht so groß sind. Ein Medienprodukt, das gelungen ist, weil es eine Botschaft vermittelt!

Keine Frage – Medien und ihre Nutzung sind heutzutage auch aus dem Alltag beeinträchtigter Kinder nicht mehr wegzudenken – umso besser, umso schöner, wenn sie diese aktiv und kreativ nutzen, um eigene Produkte und somit eine ganz besondere Form der Nachhaltigkeit zu erzeugen. Die Pädagogen und die Kinder der integrativen Kindertagesstätte in Höhn haben aus Sicht der Jury Herausragendes geleistet und sich den Förderpreis Medienpädagogik 2010 redlich verdient! Wir gratulieren den Gewinnern!

Tageseinrichtung Dr.-Herbert-Czaja-Weg, Stuttgart: „Mit dem Triandem ans Meer“
Laudator: Sven Vosseler, Diplom-Pädagoge

„Mit dem Triandem ans Meer“ ist ein animierter Trickfilm, der in der in Stuttgart entstand. Im Rahmen eines dreiwöchigen Projektes realisierten zehn Kinder im Alter von fünf und sechs Jahren in insgesamt 18 Stunden Arbeit einen der von einem Ausflug ans Meer erzählt. Dabei zeichnet sich das Endprodukt dadurch aus, dass sich die Kinder gut mit den Figuren identifizieren können und den Ausflug mit tollen Erlebnissen stellvertretend erleben.

Eingebettet in das alltägliche Geschehen in der Kindertagesstätte haben alle Beteiligten ihr Thema situativ aufgegriffen und sich in dem Moment, als die eigenen Grenzen erkannt wurden, externe Hilfe geholt und eine Trickboxx ausgeliehen. Eine wunderbare Gelegenheit, Kindern strukturiertes und bewusstes Handeln vorzuleben und ihnen dabei gleichzeitig aufzuzeigen, dass es sich lohnt, an Ideen festzuhalten und ihre Realisierung zu wagen.

Darüber hinaus bieten die Projektbeschreibung und das gefilmte „Making-O“ sehr gute Einblicke in die Lernprozesse und den Projektverlauf: Alle Beteiligten lernen, dass filmische Darstellungen konstruierte Wirklichkeiten sind! Aus dem Kindergarten-Alltag heraus ist so ein mediales Produkt entstanden, das die kreativen Fähigkeiten der Kinder – Kulisse, Figuren und Geschichte sind selbst erfunden und selbst gemacht! – auf hervorragende Weise nutzt. Durch die Kopplung von Inhalt, Alltag und vermehrter Präsentation wurde zudem sehr vielNachhaltigkeit geschaffen.

„Mit dem Triandem ans Meer“ zeigt, dass sich medienpädagogische Ziele und medienpraktische Arbeit gut in den Alltag einer Kindertageseinrichtungen integrieren lassen. Ein rundum gelungenes Projekt, das sich toll präsentiert – die Auszeichnung haben sich die Gewinner redlich verdient! Herzlichen Glückwunsch!

Preisträger Kategorie 2 (Kinder im Grundschulalter)

Grundschule Wendelsheim Rottenburg: „Rottenburger Dorfspiele“

Laudatio: Peter Wittemann, Vorsitzender Medienpädagogischer Ausschuss der LFK

Heimatkunde ist ein Wort mit einem altmodischen Klang. Und doch kann Heimatkunde auch spannend, modern und spaßig sein: Genau das beweisen die 25 Schülerinnen und Schüler der Multimedia-AG der Grundschulen Wendelsheim und Oberndorf mit einer selbst gestalteten Lernspiel-CD über ihren Heimatort. Welcher Kirchturm gehört in welchen Ort, welche Bedeutung haben die Wappen, was weiß ich über die Geschichte meiner Heimat? Wo finde ich Experten, wie bewerte ich Antworten und Recherche-Ergebnisse, wie setze ich neues Wissen und die vielfältigen Informationen medial ansprechend und geeignet um?

Die „Rottenburger Dorfspiele“ formulieren viele Fragen, aber sie geben auch ganz viele Antworten. Und das auf eine ansprechende, medial kreativ umgesetzte Weise: Spiele, Töne und Animationen bringen dem Nutzer der Lern-DVD heimatkundliches Wissen auf unterhaltsame Weise näher. Entstanden ist ein mediales Produkt, das nicht nur Kinder anspricht, sondern auch Erwachsene fasziniert und begeistert. Ein Heimatkunde-Projekt, das Wirklichkeit konstruiert und dabei aufzeigt, wie sich mediale Gestaltungsmittel für die eigenen Zwecke nutzbar machen lassen. Ein umfangreiches Projekt, bei dem alle Beteiligten mehr gelernt und erfahren haben als „nur“ mediales bzw. technisches Wissen: Viele Schnittstellen (u. a. Ämter und öffentliche Orte) wollten berücksichtigt werden, großer organisatorischer Einsatz war gefragt. Herausgekommen ist dabei ein beeindruckendes Produkt: Ein informatives, heimatkundliches Lernspiel, das einiges an Mehrwert zu bieten hat und Medienpädagogik und schulische Unterrichtsmethoden sehr gut zusammenführt.

Die „Rottenburger Dorfspiele“ sind ein herausragendes mediales Produkt und alle Beteiligten werden für Konzeption, Organisation und Durchführung eines außergewöhnlichen Projektes mit dem Förderpreis Medienpädagogik 2010 prämiert! Herzlichen Glückwunsch!

Grundschule Bingen-Dietersheim: „Flaschenpost – Briefe an die Zukunft“

Laudatio: Peter Wittemann, Vorsitzender Medienpädagogischer Ausschuss der LFK

Mit dem Projekt „Flaschenpost – Briefe an die Zukunft“ haben sich 30 Schülerinnen und Schüler einer vierten Grundschulklasse ihre ganz besondere Erinnerung an die Schulzeit selbst geschaffen: individuell, persönlich und kulturell bemerkenswert drücken die Kinder ihre Emotionen und Empfindungen aus und leisten dabei zugleich ein ordentliches Maß an Reflexion über sich selbst, ihre Rolle in der Gesellschaft und über Gestaltungsmöglichkeiten in der Gegenwart und für die Zukunft. Was weiß ich über mich, was weiß ich über andere? Was schreibe ich darüber und – noch wichtiger – wie schreibe ich darüber? All das sind Fragen, mit denen sich die Kinder monatelang befasst haben.

Das gelungene Endprodukt zeigt, dass die Schülerinnen und Schüler begriffen haben, das jedes – auch das schriftliche – Handeln eine soziale Komponente hat. Neun Monate lang also haben sich die Schülerinnen intensiv dem Schreiben gewidmet: Texte und Gedichte verfasst, über Sprache reflektiert, Wissen erworben und umgesetzt. Entstanden ist dabei ein Buch ? ein ganz und gar nicht altmodisches Endprodukt, das auch den reinen Konsumenten begeistert: Ein jeder kann sich in den Texten finden, wir alle – auch die Erwachsenen – träumen denselben Traum von Glück und Zufriedenheit. Die Jury hat deswegen einstimmig entschieden: Das Projekt „Flaschenpost“ hat allen Beteiligten wichtige Erfahrungen und Erkenntnisse vermitteln und mediales und soziales Lernen auf gelungene Weise miteinander verknüpft. Absolut preiswürdig – so lautete das Urteil der Jury, die den Förderpreis Medienpädagogik 2010 deshalb an die Kinder der Grundschule Bingen-Dietersheim vergibt. Herzlichen Glückwunsch!

Preisträger Kategorie 3 (Schüler der Sekundarstufe I)

Einrichtung: Deutsch-Französisches Gymnasium Freiburg in Kooperation mit „Kommunikation und Medien e.V.“: „Das Gilgamesch-Epos“


Laudator: Sven Vosseler, Diplom-Pädagoge

„Gilgamesch ging bis an das Ende er Welt, er stieg hinab auf den Grund des Ozeans, er erklomm die Berge, auf der Suche nach den Geheimnissen der Welt…“

Schülerinnen und Schüler der 5. und 6. Klassen des Deutsch-Französischen Gymnasiums in Freiburg haben die Geschichte von Gilgamesch, dem tyrannischen König, als Legetrick filmisch erzählt. Scherenschnitte und farbenfrohe Bilder haben eine begeisternde Wirkung auf den Zuschauer, viele Einstellungswechsel, flüssige Kamerabewegungen und viele unterschiedliche Hintergründe machen das Schülerwerk zu einem sehenswerten Film!

Ein besonderer Mehrwert wird durch die Zweisprachigkeit generiert, der Zuschauer bekommt die gleiche Geschichte auf Deutsch und auf Französisch erzählt. Gemeinsam mit dem König, der von verschiedenen Erlebnissen geläutert wird, erlebt der Zuschauer die Entwicklung der Hauptperson mit. Eine tolle Musikuntermalung, sehr gute Texte und passende Geräusche zeigen auf, dass sich die Schülerinnen und Schüler im Arbeitsprozess auch mit der Wirkung der technischen Mittel auseinandergesetzt und diese schließlich vorteilhaft eingesetzt haben.

Die Jury war sich einig: Alle Beteiligten haben großartige Arbeit geleistet. Das Produkt zeugt von einem guten Grundverständnis für die Wirkung gestalterischer Mittel und wählt bewusst passende Inszenierungsvarianten. „Das Gilgamesch-Epos“ ist ein auffallend kreatives, ansprechendes und interessantes Filmprojekt und wird deshalb mit dem Förderpreis Medienpädagogik 2010 ausgezeichnet. Herzlichen Glückwunsch!

Preisträger Kategorie 4 (Jugendliche der Sekundarstufe II)

Ludwig-Frank-Gymnasium Mannheim: „AbiTour zur Weisheit“

Laudatio: Peter Wittemann, Vorsitzender Medienpädagogischer Ausschuss der LFK

Tja, das Abitur – wenn sie es nur schon in der Tasche hätten! Das wünschen sich die Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufe des Ludwig-Frank-Gymnasiums in Mannheim. Doch wie sollen sie die Prüfungen schaffen, wo sich das eigene Wissen als sehr lückenhaft darstellt? Ob er hilft – der Kugelschreiber der Weisheit? Nun, er ist zumindest eine Hoffnung – und genau deswegen machen sich die Schüler auch auf, ihn zu finden. Der Film nun erzählt die Geschichte ihrer Suche – zum Teil slapstickartig, mit einer gehörigen Portion Humor und wunderbar leicht im Ton, ohne dabei verletzend zu wirken. Jede Kameraeinstellung ist wohl überlegt, das Endprodukt zeigt, dass die Wirkung medialer Techniken bereits beim Filmen mit bedacht und für die eigenen Zwecke gekonnt genutzt wurde.

Ein Werk auch, das einen starken Bezug zur Lebenswelt der beteiligten Jugendlichen aufweist und das zugleich die eigene Wirklichkeit und ihre Problematiken gelungen reflektiert und hinterfragt. Ein Film auch, der beweist, dass Jugendliche nicht nur konsumieren, sondern ihr mediales Wissen auch kreativ nutzen und ein Produkt, das die Erinnerung an die Schulzeit für die Benachteiligten nachhaltig und unterhaltsam festhält. Die Jury war sich einig: Der Film ?AbiTour zur Weisheit? stellt eine wirklich reife Leistung dar und wird deshalb mit dem Förderpreis Medienpädagogik 2010 prämiert!

hackerklub: „junge Kunst – junge Menschen – neue Medien“

Laudatio: Peter Wittemann, Vorsitzender Medienpädagogischer Ausschuss der LFK

Junge Menschen und Museen – wie passt das zusammen? Die Museumspädagogen des Wilhelm-Hack-Museums in Ludwigshafen haben darauf eine eigene Antwort gefunden: den „hackerklub“. Gemeinsam mit einer Museumspädagogin und einem Medienpädagogen erarbeiten 14 Jugendliche ein mediales Magazin: Die Jugendlichen begleiten den Aufbau von Sonderausstellungen mit der Kamera, diskutieren die Kunstwerke und entscheiden, welche davon filmisch aufgearbeitet werden.

Doch Kunst ist nicht nur Inspiration, sondern auch Arbeit: der „hackerclub“ fragt nach bei den Menschen, die sich im Museum ihren Lebensunterhalt verdienen, wie ihr Alltag denn so aussieht: die Videoserie „work@whm“ dokumentiert filmisch die Tätigkeiten der Verkäuferin im Museumsshop ebenso wie beispielsweise den Alltag eines Restaurators. Und nicht zuletzt widmen sich die Jugendlichen auch der Theorie: Was heißt eigentlich „abstrakt“?, fragen sie und präsentieren eine anschauliche, visuelle Erklärung für einen wichtigen Kunstbegriff.

Nach der Recherche aber beginnt die eigentliche Arbeit: das entstandene Filmmaterial muss gesichtet, bewertet und geschnitten werden, die Texte müssen verfasst und eingesprochen werden. Die Jugendliche lernen, wie Medien wirken und erhalten zugleich einen immensen kulturellen Input ? Kunst und mediale Wirklichkeit werden mit dem Videomagazin des „hackerklubs“ gleichzeitig bedient. Ein außergewöhnliches Kunstprojekt, das eine Produktion auf einem sehr hohen Niveau liefert und dabei zugleich medienpraktische Kenntnisse vermittelt. Die Jury hat deshalb beschlossen: Für ihr erstes „hackermagazin“ erhalten die Jugendlichen den Förderpreis Medienpädagogik 2010! Herzlichen Glückwunsch!