Wettbewerb „Förderpreis Medienpädagogik“ 2002

Preisträger Kategorie 1 (Kinder im Kindergartenalter)

Kath. Kindergarten St. Margarita Neustadt/Wied, Marienkäfer-Gruppe: Was die Eltern nie zu sehen bekomme

In der Kategorie „Kinder im Kindergartenalter“ hat die Jury einen Preis vergeben; und zwar an die Marienkäfer-Gruppe des katholischen Kindergartens St. Margarita in Neustadt an der Wied. Die Erzieherinnen haben mit den Kindern einen Videofilm gedreht. Dieser Film entstand im Anschluss an eine Fortbildung der Gruppenleiterinnen zum Thema Medienerziehung. Ziel des Projektes war es – neben der Arbeit mit Medien – den Eltern einen Einblick in den Alltag der Kindertagesstätte zu geben. Deshalb wurde unter dem Titel „Was die Eltern nie zu sehen bekommen“ in einer bunten Folge dokumentiert, was im Laufe einer Woche alles in der Kindergartengruppe passiert. Dabei waren die Kinder vor und hinter der Kamera aktiv: als Kameraleute, als Interviewer, als Sänger und eben als – Kindergartenkinder.

Doch nicht schon, dass ein Film entstanden ist, macht dieses Projekt preiswürdig, sondern wie er entstanden ist. Bevor es an die Videokamera ging, wurden zunächst Fotokamera und Kassettenrekorder vorgestellt; auch ein Daumenkino wurde zur Demonstration gebastelt. Diese Hinführung zum Thema Video/Fernsehen ist didaktisch sehr gelungen.

Hervorragend umgesetzt sind verschiedene „Trickaufnahmen“ mit der Videokamera – Wasser fließt nach oben, ein Haus aus Legosteinen entsteht in Sekundenschnelle wie von Zauberhand, Kinder verschwinden vom Bildschirm. Die Kinder haben erlebt, wie diese Trickaufnahmen entstanden sind. Dadurch wird zumindest den älteren unter ihnen klar, dass das Fernsehen nicht unbedingt immer die Realität wiedergibt.

Und schließlich – und auch das war der Jury sehr wichtig – wurde die Produktion des Videos genutzt, um in der Gruppe darüber zu sprechen, was die Kinder denn so im Fernsehen anschauen. Auch Gespräche mit Eltern haben stattgefunden.

Die Jury ist der Meinung, dass mit diesem Projekt der Marienkäfergruppe des Kindergartens St. Margarita ein wichtiger Beitrag zur Medienkompetenz von Kindern im Kindergartenalter geleistet wurde.

Preisträger Kategorie 2 (Kinder im Grundschulalter)

GHS St. Martin Mertlach, Klasse 3b: „Radio SMT – Wir machen eine Radiosendung“

Die Schülerinnen und Schüler der Klasse 3b der Grund- und Hauptschule St. Martin aus Mertloch haben innerhalb von sechs Wochen eine umfangreiche Radiosendung über den Wald produziert.

Ziel des Projektes war es, die Schüler mit dem Medium Radio vertraut zu machen. Hierfür wurden sie mit verschiedenen journalistischen Darstellungsformen der Radioarbeit bekannt gemacht. Daneben wurde durch lautes Lesen der Texte und deren bewusste sprachlich-stimmliche Gestaltung Leseförderung geleistet. Das Radioprojekt hat den Kindern und Lehren soviel Spaß gemacht, dass die Schule langfristig über die Einrichtung eines Schüler- oder Pausenradios nachdenkt.

Während des Projekts arbeiteten die Kinder weitgehend selbständig im Unterricht, bevorzugt in Partner- und Gruppenarbeiten. Besonders imponiert hat der Jury, dass die Möglichkeiten des Mediums Radio durch die verwendeten Formate in ihrer ganzen Bandbreite genutzt wurden – neben Moderation, Berichten, erzählten Geschichten und Interviews haben die Kinder ein Geräusche-Quiz, Musikstücke und ein Hörspiel integriert. Eine solche Vielfalt ist heutzutage im Hörfunk leider ja nicht mehr selbstverständlich. Das Projekt kann als rundum gelungen bezeichnet werden. Ein positiver Nebeneffekt war das Einüben von sozialem Verhalten, zum Beispiel bei der Auswahl der Sprecher und der Musik. Auch die Einbindung in den regulären Unterricht als fächerübergreifendes Projekt scheint hier auf vorbildliche Weise funktioniert zu haben.

Die Kinder der Klasse 3b der Grund- und Hauptschule St. Martin haben eine interessante Sendung produziert und dabei eine Menge über das Medium Radio lernen können.

Lothar-von-Grübel Grundschule Sinzheim, Klasse 3c: „Sinzheimer digitale Schülerzeitung“

Das Projekt „Sinzheimer digitale Schülerzeitung“ der Lothar-von-Kübel-Schule in Sinzheim kann fast schon als Langzeitprojekt bezeichnet werden. Über zwei Jahre lang haben die Schülerinnen und Schüler der Klasse 3c beziehungsweise 4c fächerübergreifend an dem Medienprojekt gearbeitet; zum Teil auch nachmittags in freiwilligen Arbeitsgemeinschaften.

Herausgekommen ist eine Schülerzeitung auf CD-ROM, die durch Einfallsreichtum und die gelungene Umsetzung besticht. Sie bietet eine große Bandbreite dessen, was auf einem solchen Multi-Medium möglich ist; Texte, Bilder und Töne werden sinnvoll verknüpft. Die Kinder stellen sich per Video und Fragebogen selbst vor; Interviews mit prominenten Sinzheimer Persönlichkeiten werden in Zusammenfassungen vorgelesen, zum Beispiel mit Lehrern, dem Pfarrer und dem Schulhausmeister. Es gibt Sketche als Videosequenzen, Berichte über Klassenexkursionen zum Hören und Lesen, Diashows vom Schulalltag sowie interaktive Rätsel und Spiele.

Insofern – und das war der Jury wichtig – handelt es sich eben nicht einfach um ein Printprodukt, das man nun halt auf eine CD-ROM gebrannt hat, sondern es ist wirklich ein multimediales Produkt entstanden; die spezifischen Möglichkeiten des Mediums CD-ROM wurden vermittelt und genutzt.

Natürlich haben auch bei diesem Projekt die Kinder sehr Vieles selbst gemacht: Sie schrieben Texte, malten Bilder, übten sich in Interviewtechniken, arbeiteten mit Digi-Cam, Memory-Stick und verschiedensten Computerprogrammen bis hin zur Bild- und Tonbearbeitung. Sie verteilten selbst die Aufgaben; entschieden, was in die Zeitung soll und halfen sich gegenseitig. Die einzelnen Beiträge wurden dann in Kleingruppen oder Partnerarbeit erarbeitet, in Einzelarbeit, in Form von Lernzirkeln oder Stationenarbeiten oder als Hausaufgabe.

Für viele Schülerinnen und Schüler war der Computer zu Projektbeginn nur zum Spielen da. Inzwischen nutzen sie die Schul-PCs völlig selbstverständlich, um in CD-ROMs zu recherchieren, Texte zu schreiben und Bilder zu bearbeiten. Der Computer ist ein Teil des Schulalltags geworden.

Preisträger Kategorie 3 (Schüler der Orientierungsstufe und der Sekundarstufe I)

Kreisjugendamt Ludwigshafen, Jugendliche einer Gruppenstunde in Schifferstadt: Horrortrip im Jugendtreff

Vor ca. einem Jahr hat das Kreisjugendamt Ludwigshafen im Rahmen des Projekts „DiG.iT – Digitale Medienproduktion in der Jugendarbeit“ mit einer Gruppe Jugendlicher ein Wochenende lang einen Film nach Vorlage des bekannten Horrorfilms „Scream“ gedreht.

Bei diesem Projekt stand der Erwerb von Medienkompetenz zwar nicht im Mittelpunkt – aber durch die Arbeit mit der Videokamera gelang es den Jugendliche, in anderen Bereichen Kompetenzen aufzubauen und zu stärken: Soziales Verhalten, Konzentrationsfähigkeit, kognitive Leistungen. Für die Jugendlichen ungewohnt wurde ihnen hier ein hohes Maß an Eigenverantwortung abverlangt – von der Filmidee bis zum Schnitt am Computer. Dazu gehörte die Erstellung eines Drehbuches, Arbeits- und Rollenverteilung, Planung des zeitlichen Ablaufs und Beschaffung von Requisiten. Unterstützung erfuhren die Jugendlichen hierbei durch Sozialarbeiter der Stadt Ludwigshafen und den Landesfilmdienst Rheinland-Pfalz.

Die Prämierung dieses Beitrages ist der Jury nicht leicht gefallen: Einerseits erschreckt der Film durch seine Gewalt und Brutalität und sein eher dürftiges Drehbuch. Auch die schauspielerischen Leistungen sind verbesserungswürdig, aber man sieht, mit wie viel Begeisterung gearbeitet wurde. Unterlegung mit gruseliger Musik, Blendenwechsel kurz vor den Mordszenen, erschreckende Schnitte und temporeiche Szenen bewirken, dass der Film sehr spannend ist. Dabei spielte auch die Auseinandersetzung mit Grenzen – was kann man noch zeigen, was nicht mehr – eine große Rolle. Die Gruppe hat sich mit dem Thema Gewalt – sei es im Alltag oder in den Medien – intensiv beschäftigt.

Daneben – und dies ist in den Augen der Jury ebenso wichtig – gelang es durch die Medienarbeit, den Jugendlichen das Erleben der Gruppe als Gemeinschaft, das Erlernen sozialer Verhaltensweisen, Konfliktlösungsstrategien und Kommunikationstechniken bei der Zusammenarbeit an einem gemeinsamen Projekt nahe zu bringen.

Bischof-von-Lipp Schule Esslingen, Klasse 8, in Zusammenarbeit mit der LKJ: „Erziehung durch Auschwitz – ein Radioprojekt“

Schülerinnen und Schüler der 8. Hauptschul-Klasse der Bischof-von-Lipp-Schule sowie Studierende der Hochschule für Sozialwesen in Esslingen unternahmen gemeinsam mit einem Referenten der Landesvereinigung Kulturelle Jugendbildung eine Studienfahrt nach Auschwitz. Die Eindrücke dieser Fahrt sollten in Radioberichten festgehalten werden. Vor der Fahrt erhielten die Schülerinnen und Schüler zunächst eine Einführung in die Aufnahmetechnik sowie die wichtigsten journalistischen Darstellungsformen. In Auschwitz setzten sie das Gelernte dann unmittelbar in Interviews, Reportagen, Hörstücke etc. um. Nach Abschluss der Studienfahrt erfolgte die Vorbereitung einer Radiosendung mit Moderationstexten und Musik; die Sendung wurde gemeinsam mit Radio Störfunk in Schwäbisch Hall gestaltet und ausgestrahlt.

Die beteiligten Achtklässler hatten die Möglichkeit, ihre ganz persönlichen Eindrücke und Erfahrungen während ihres Aufenthalts in Auschwitz auch anderen Menschen mitzuteilen und verschiedene stilistische Mittel zu nutzen, um so sensible Themen wie Hinrichtung und Folter angemessen darzustellen. In allen Phasen des Projektes waren die Schülerinnen und Schüler in hohem Maße selbständig tätig und hatten darüber hinaus die Möglichkeit, ihre produzierten Beiträge und Interviews in das Konzept einer ganzen Radiosendung einzubauen und durch Moderationen und Musik zu ergänzen.

Die für eine Schülergruppe dieses Alters gelungene Auseinandersetzung mit dem Thema „Auschwitz“ wird von der Jury mit dem Förderpreis Medienpädagogik gewürdigt. Die Schülerinnen und Schüler lernen im Rahmen des Projekts das Radio nicht nur als ein Medium kennen, mit Hilfe dessen man Beiträge, Berichte und Musik einer breiten Öffentlichkeit zugänglich machen kann, sondern auch als eine Form, eigene Eindrücke und Erfahrungen zu verarbeiten.

Preisträger Kategorie 4 (Jugendliche der Sekundarstufe II)

Bischof-von-Lipp Schule Esslingen, Klasse 8, in Zusammenarbeit mit der LKJ: „Erziehung durch Auschwitz – ein Radioprojekt“

Schülerinnen und Schüler der 8. Hauptschul-Klasse der Bischof-von-Lipp-Schule sowie Studierende der Hochschule für Sozialwesen in Esslingen unternahmen gemeinsam mit einem Referenten der Landesvereinigung Kulturelle Jugendbildung eine Studienfahrt nach Auschwitz. Die Eindrücke dieser Fahrt sollten in Radioberichten festgehalten werden. Vor der Fahrt erhielten die Schülerinnen und Schüler zunächst eine Einführung in die Aufnahmetechnik sowie die wichtigsten journalistischen Darstellungsformen. In Auschwitz setzten sie das Gelernte dann unmittelbar in Interviews, Reportagen, Hörstücke etc. um. Nach Abschluss der Studienfahrt erfolgte die Vorbereitung einer Radiosendung mit Moderationstexten und Musik; die Sendung wurde gemeinsam mit Radio Störfunk in Schwäbisch Hall gestaltet und ausgestrahlt.

Die beteiligten Achtklässler hatten die Möglichkeit, ihre ganz persönlichen Eindrücke und Erfahrungen während ihres Aufenthalts in Auschwitz auch anderen Menschen mitzuteilen und verschiedene stilistische Mittel zu nutzen, um so sensible Themen wie Hinrichtung und Folter angemessen darzustellen. In allen Phasen des Projektes waren die Schülerinnen und Schüler in hohem Maße selbständig tätig und hatten darüber hinaus die Möglichkeit, ihre produzierten Beiträge und Interviews in das Konzept einer ganzen Radiosendung einzubauen und durch Moderationen und Musik zu ergänzen

Die für eine Schülergruppe dieses Alters gelungene Auseinandersetzung mit dem Thema „Auschwitz“ wird von der Jury mit dem Förderpreis Medienpädagogik gewürdigt. Die Schülerinnen und Schüler lernen im Rahmen des Projekts das Radio nicht nur als ein Medium kennen, mit Hilfe dessen man Beiträge, Berichte und Musik einer breiten Öffentlichkeit zugänglich machen kann, sondern auch als eine Form, eigene Eindrücke und Erfahrungen zu verarbeiten.

Karl-Friedrich-Gymnasium Mannheim in Zusammenarbeit mit IFM Journalistenschule Bruchsal: „Er ist wie du – Schule gegen Rassismus“

Im Rahmen des Radiowettbewerbs „Er ist wie du“ der IFM-Journalistenschule Bruchsal und des Karl-Friedrich-Gymnasiums in Mannheim stellten die Schülerinnen und Schüler verschiedene Beiträge zum Thema „Menschenwürde“ her. Am Beispiel des Umgangs mit dem Fremden galt es aufzuzeigen, wie Meinungen gemacht und Informationen verbreitet werden. Ziel des Wettbewerb war es, einen reflektierenden und kompetenteren Umgang mit den Medien zu erreichen sowie dem Thema „Rassismus“ eine breite Öffentlichkeit zu geben. Insgesamt haben sich 140 Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums – ein knappes Drittel der Schulgemeinschaft – in unterschiedlichster Zusammensetzung am Wettbewerb beteiligt.

Unter Anleitung des IFM waren die Schülerinnen und Schüler von der Planung bis hin zur Endfassung der Radiobeiträge in alle nötigen Produktionsschritte integriert. Dazu zählten neben der Redaktionsarbeit auch Besuche verschiedener Radioanstalten und das Coaching durch Redakteure. Die Radiobeiträge wurden bei verschiedenen kooperierenden Radiostationen ausgestrahlt.

Die Dokumentation der Wettbewerbsbeiträge zeigt, dass am Ende gut gemachte und professionelle Beiträge in der Sprache der Schüler entstanden sind. Unter Verwendung verschiedener journalistischer Darstellungsformen werden kleine Geschichten erzählt, die dazu beitragen sollen, Vorurteile gegen Fremde und Fremdes abzubauen. Dabei haben die Schülerinnen und Schüler Funktions- und Wirkungsweisen des Medium Radio ausführlich kennengelernt.

Sonderpreis

Fachhochschule für Technik Esslingen, Das Computer Club House Esslingen: „Kreative Lernwerkstatt mit Neuen Medien für Jugendliche von 10 bis 16 Jahren“

Das Projekt Computer Clubhouse Esslingen (CCE) an der Hochschule für Technik in Esslingen (FHTE) ist eine kreative Lernwerkstatt, in der Kinder und Jugendliche nachmittags auf spielerische Art und Weise den Umgang mit modernen Computertechnologien erlernen.

Finanziert durch Sponsoren aus der Wirtschaft erfolgt die Betreuung durch drei hauptamtliche MitarbeiterInnen und ca. 30 ehrenamtliche MentorInnen zwischen 15 und 75 Jahren aus allen Bevölkerungsgruppen und durch PraktikantInnen der Hochschule für Sozialwesen. Im Unterschied zur traditionellen Schul- bzw. Hochschuldidaktik basiert das Lehren und Lernen im CCE auf selbstgesteuerten Prozessen und setzt bei den Interessen der Lernenden an.

Die Evaluation des nunmehr seit September 1996 laufenden Projektes macht deutlich, dass dieser neue Bildungsansatz traditionelle Zugangsbarrieren wie Schulbildung, Behinderungen oder Geschlecht überwinden kann. Letzterem wird auch durch spezielle Angebote zur Mädchenförderung Rechnung getragen. Daneben wird den Kindern und Jugendlichen auch eine kritische Sichtweise gegenüber modernen Massenmedien vermittelt.

Das CCE ist in ein Netzwerk von über 30 bestehenden Computer Clubhouses eingebettet, die zum großen Teil in den USA zu finden sind. Über dieses Netzwerk werden gemeinsame Projekte durchgeführt und es findet ein regelmäßiger Austausch zwischen den Jugendlichen über Video-Conferencing statt.

Beim Computer Club House Esslingen handelt es sich nicht um ein spezielles medienpädagogisches Projekt, sondern ein besonders gelungenes pädagogisch-didaktisches Konzept und seine Umsetzung, das die Jury mit einem Sonderpreis würdigt.