Wettbewerb „Förderpreis Medienpädagogik“ 2006

Preisträger Kategorie 2 (Kinder im Grundschulalter)

Theodor-Heuss Schule Eppelheim: „Unsere Haustiere“

In der Kategorie Kinder im Grundschulalter prämiert die Jury in diesem Jahr als erstes das Multimedia-Projekt „Unsere Haustiere“. Die Idee zur Erstellung dieser Multimedia-CD kam den Schülern nach einer Projektwoche zum Thema Haustiere. Die CD untergliedert sich inhaltlich in die Bereiche Hund, Katze, Meerschweinchen, Zwergkaninchen und viele weitere Kleintiere. Zu jedem Vierfüßler sind unterschiedliche Informationen abrufbar, bspw. zum richtigen Umgang und Pflege, zu verschiedenen Rassen und Besonderheiten. Visuell unterstützt werden diese Infos durch kleine Filme und Reportagen, Interviews, Fotos sowie verschiedenen Quiz und Aufgaben mit der Möglichkeit zur Selbstkontrolle.

Neben dieser „Lernkomponente“ gibt es aber auch eine spielerische Seite des Angebots, in der man sich mit Bastelanleitungen, Liedern, Gedichten oder kleinen Rätselfragen vergnügen und unterhalten kann. Die CD-Rom macht die systematische Herangehensweise der Kinder an das Thema „Haustiere“ deutlich.

Zur Vorbereitung recherchierten die Schüler aus vielfältigen Quellen wissenswertes zum Thema. Daneben setzten sich die Kinder auch mit praktischen Fragen rund um die Tiere auseinander: Sie beobachteten tierisches Verhalten, den Lebensraum sowie Tagesablauf der eigenen Haustiere, organisierten einen Gang ins Tierheim und einen Besuch beim Hundefrisör. Die enthaltenen Informationen sind umfangreich und ansprechend durch Bilder und entsprechende mediale Unterstützung aufbereitet. Die Schüler/innen haben diese CD-Rom aktiv und in weiten Bereichen selbständig entwickelt. Dazu gehörten: Recherche, Verfassen von Texten, Fotografieren mit der Digitalkamera, Erstellen von Audiodateien und Videoclips, Scannen und Bearbeiten von Fotos sowie der Umgang mit dem Autorensystem. Der Erwerb und die Anwendung medienkundiger Kenntnisse werden an dieser Stelle offensichtlich.

Die CD kann dabei helfen, sich für ein bestimmtes Haustier zu entscheiden, andererseits bietet die kindgerechte Gestaltung der CD-Rom eine gute Gelegenheit für kleinere Kinder sich mit dem Thema „Haustiere“ auseinanderzusetzen. Besonders hervorheben möchte die Jury an dieser Stelle die gelungene kontinuierliche medienpädagogische Arbeit dieser Schule, die sich nicht nur darin zeigt, dass diese Schule im Jahr 2000 bereits den Förderpreis Preis für das Projekt „Hunde&Co“ erhalten hat, sondern inzwischen eine Multimedia-Modellschule ist.


CU-TV&Net Koblenz: „Ein Fall für sich“

„Ein Fall für sich“ – so lautet der Titel des zweiten Preisträgers in dieser Kategorie – und dieser Film ist wirklich ein Fall für sich: Nicht nur, dass er innerhalb von nur zweieinhalb Tagen im Rahmen eines Workshops der 22. Video/Filmtage in Koblenz entstand; die Produzenten des Films verfügten bis dahin über keinerlei Vorerfahrungen im Erstellen von Filmen. Und lassen Sie es mich vorwegnehmen: Herausgekommen ist ein wirklich sehenswerter Film!

Das Filmprojekt begann mit einem Workshops zu Technik und gestalterischen Möglichkeiten des Mediums Film. Es folgte der Entwurf eines Drehbuchs zum Thema „Detektivgeschichte“, das später verfilmt und geschnitten wurde. Dieses Projekt dokumentiert gut nachvollziehbar, dass die Schüler alles was ihnen an theoretischen Wissen vermittelt wurde, sogleich aktiv und eigenständig in die Tat umsetzen konnten. Dazu gehörte: der Umgang mit der Kamera, das Erlernen von Kameraperspektiven und Effekten, der Entwurf eines Drehbuches, die Vorbereitung und Durchführung des Drehs, sowie der abschließende Schnitt.

Der Film handelt von einer älteren Dame, die von ihrem Drogendealer ermordet wird. Ihre kriminellen Enkel wollen ihren Tod rächen und werden dabei von der Polizei verfolgt. Bei einem Schußwechsel wird einer der Enkel erschossen. In diesem Moment taucht der Geist der toten Oma auf und ermöglicht dem anderen die Flucht. Diese blutrünstige mörderische und teilweise auch absurde Geschichte wird durch passende Effekte visuell unterstützt: schnelle Schnitte stützen die zunehmende Rasanz der Handlung, die Musik verdeutlicht die ansteigende Spannung, gut ausgewählte Toneffekte veranschaulichen die Geschichte und schaffen Nähe zur Realität. Der Film lebt von vielfältigen Kameraperspektiven und Einstellungsgrößen sowie von zahlreichen Effekten, wie bspw. die Auferstehung der Oma. Auch wird die durchaus ernste und teils gewalttätige Handlung durch humoristische, unrealistische Einlagen und Überspitzungen abgemildert, wie bspw. die Polizisten auf den Bobby-Cars.

Durch das Kennenlernen der Tricks, die beim Film eingesetzt werden, wie z.B. Kunstblut oder bestimmte Kameraeinstellungen und Perspektiven, als auch der Effekte, die damit erzielt werden bekamen die Schüler einen Eindruck davon, wie (Film-)Wirklichkeit konstruiert wird. Innerhalb eines kurzen Zeitraums ist ein spannender, abwechslungsreicher und kreativer Film entstanden, der durch unkonventionelle Szenen besticht und durch die wechselnden Perspektiven, Schnitt und Spezialeffekte, den Einsatz von Geräuschen und Musik ein lebendiges Unteraltungserlebnis bietet.

Preisträger Kategorie 3 (Schüler der Orientierungsstufe und der Sekundarstufe I)

WIJHW Freiburg: „Das Gespenst von Canterville“ und „Der Herr der Fliegen“ – Hörspielrezensionen

Ein Preis in der Kategorie 3 geht an die Hörspielredaktion des Wissenschaftlichen Instituts des JHW Freiburg. Die teilnehmenden Kinder haben Hörspielrezensionen zu den Hörbüchern „Das Gespenst von Canterville“ und „Der Herr der Fliegen“ erstellt, die dem Zuhörer Lust machen, sich diese Hörspiele anzuhören.

Ausgehend von der Reflexion eigener Hörspielerfahrungen hat sich die Gruppe zunächst theoretisch mit der Erstellung von Rezensionen beschäftigt. Dabei analysierten die Kinder Filmrezensionen, die in verschiedenen Printmedien erschienen sind. Besonders Augenmerk lag dabei auf der Wirkung von Sprache und der Frage, zu welchen Zweck welche stilistischen Sprachmittel eingesetzt werden. Dem folgte das genaue Anhören aktueller Hörbücher und die anschließende Bewertung, die dann vertont, geschnitten und bearbeitet wurde.

Die Rezensionen sind gut aufgebaut und mit passender Musik untermalt: nach einer kurzen Inhaltsangabe, die durch Einspieler aus dem Originalhörspiel ergänzt wird, folgt eine kurze Rezension der Kinder. So bekommt die/der Zuhörer/in einen guten Einblick in die Geschichte und kann abschätzen, ob es sich lohnt, weiterzuhören. Durch das Erstellen der Rezensionen haben die Kinder alle Produktionsschritte eines Radiofeatures aktiv und selbstständig durchlaufen. Dazu gehören: Recherche, Aufnahme, Schnitt und die abschließende Bearbeitung. So haben sie ihre medienkundlichen Erkenntnisse erweitert. Gleichzeitig konnten die Kinder auch sprachliche und rhetorische Fähigkeiten verbessern, denn für einen Auftritt im Radio muss man klar und deutlich sprechen können.

Die Rezensionen gehen auf alle wichtigen Aspekte ein, die bei der Hörspielproduktion eine Rolle spielen, wie zum Beispiel: die Sprecher, Musik, Geräusche und Inhalt. Sie informieren über relevante Aspekte und können so bei der Entscheidung für ein Hörspiel helfen. Die Jury kam übereinstimmend zu dem Ergebnis: Hinhören lohnt sich!


Drais-Realschule Karlsruhe: Ausgeschlossen

In dem Film „Ausgeschlossen“, der von der Video-AG der Drais Realschule in Karlsruhe produziert wurde, geht es um den Wahrnehmungsverlust der Grenzen zwischen Realität und Fiktion durch exzessiven Medienkonsum.

Der Film handelt von einen Jungen, der durch übermäßiges Computerspielen seine privaten und schulischen Beziehungen und Verpflichtungen vernachlässigt. Zwar bemühen sich seine Freunde sehr um ihn, er sucht aber immer neue Ausflüchte und merkt nicht, wie er seinem sozialen Umfeld vor den Kopf stößt. Teilweise lebt er bereits in der virtuellen Welt seines Computer und nimmt die Wirklichkeit kaum mehr war. Als seine Schwester schließlich den sprichwörtlichen Stecker zieht, fällt er in ein schwarzes Loch und ist ganz alleine. Diese Effekte werden auch in der filmischen Umsetzung hervorragend gestaltet. So wechseln einige fiktive Szenen aus der Computerwelt „SIMS“ mit Realszenen, wodurch die Verwechslung des Jungen von Realität und Fiktion deutlich wird. Der gesamte Filminhalt ist gut visualisiert, so zum Beispiel der Effekt des schwarzen Lochs am Ende des Films, das die Isolation des Jungen in der fiktiven PC-Welt verdeutlichen soll und mit einer Blue-Box-Technik erzielt wurde.

Die Kinder der Video-AG gehen gekonnt mit der Kamera um, was sich nicht zuletzt in den wechselnde Kameraeinstellungen und -perspektiven zeigt. Die authentischen Dialoge und Darstellungen sind an die Lebenswirklichkeit der Kinder angelehnt und schaffen ein hohes Identifikationspotential. Die Jury prämiert dieses Projekt aus vielerlei Gründen. Zum Einen wurde die einjährige Filmproduktion von den Schüler/innen weitgehend eigenständig übernommen. Sie konnten ihr Wissen über Medientechnik und Medienkunde erweitern, haben sich aber auch intensiv mit der Frage nach der Wirkung von Medien auseinandergesetzt. Die Jugendlichen haben erkannt, wie sehr Medien Wirklichkeit konstruieren und dass dabei die Grenzen zwischen Realität und Fiktion sehr fließend werden können. Auch spielt das Thema Ausgeschlossen-Sein eine wichtige Rolle für Jugendliche und ist Teil ihrer Lebenswirklichkeit.

Preisträger Kategorie 4 (Jugendliche der Sekundarstufe II)

Friedrich-von-Alberti-Gymnasium Bad Friedrichshall: Erstellung eines Jugendplans für Bad Friedrichshall

Medienpädagogik, Medienkompetenz – da denken wir vor allem an Fernsehen und Internet. Zu Recht, angesichts der hohen und weiter wachsenden Bedeutung dieser elektronischen Medien. Aber auch die klassischen Printmedien haben noch ihre Bedeutung: Wir lesen Zeitungen und Bücher, lassen uns von Zeitschriften informieren und unterhalten, wir ziehen Fahrpläne und Telefonbücher zu Rate, orientieren uns anhand von Plänen und blättern in Broschüren. Und deshalb ist es gut, dass wir heute auch ein Printprodukt auszeichnen können – nämlich einen „Jugendplan“ für die Stadt Bad Friedrichshall; eine Broschüre mit Freizeit-, Bildungs- und Hilfsangeboten für Kinder und Jugendliche.

Drei Oberstufenschüler des Friedrich-von-Albert Gymnasiums in Bad Friedrichshall haben den „Jugendplan“ selbstständig entwickelt und umgesetzt; ein Projekt im Seminarkurs „Informationstechnologien“ an ihrer Schule. 17 Monate lang haben die drei Schüler am inhaltlichen Konzept und der Gestaltung des „Jugendplans“ gearbeitet. Unterstützt wurden sie durch die Arbeitsgruppe „Kreisel“, ein Netzwerk der Kinder- und Jugendarbeit in Bad Friedrichshall. Im Rahmen des Seminars „Informationstechnologien“ lernten die Schüler zu recherchieren, die gewonnenen Daten zu verarbeiten und zu präsentieren. Was sie gelernt haben, konnten sie anschließend aktiv und selbstständig innerhalb ihres Projektes umsetzten.  Die Schwerpunktsetzung der Themen im „Jugendplan“, die Auswahl des Layouts und die Organisation der Publikation wurden ebenfalls von den Schülern erledigt.

Die fertige Broschüre betet Kindern und Jugendlichen – und ihren Eltern – einen guten Überblick, was angeboten wird für junge Leute in Bad Friedrichshall. Sie ist gegliedert in die fünf Bereiche „Sport-Freizeit-Kultur“, „Schule und Bildung“, „Vereine und Kirchen“, „Über den Tellerrand“ und „Rat und Hilfe“. Es gibt Anregungen zur Freizeitgestaltung, Informationen für neu Zugezogene, Projekte im Schulbereich und Anlaufstellen bei Sorgen und Problemen.

Design und Layout der Broschüre sind gut durchdacht: Die fünf Bereiche sind durch unterschiedliche Farben markiert; besonders wichtige Informationen werden grafisch hervorgehoben, etwa Öffnungszeiten oder E-Mail-Adressen. Die Sprache ist jugendgemäß; soweit Texte übernommen wurden, wurden sie bei Bedarf auch entsprechend überarbeitet. Der überlegte Einsatz von Bildern und Logos lockert den Plan zusätzlich auf. Alles in allem eine klar strukturierte und übersichtliche Broschüre, die optisch und inhaltlich an die Interessen der Zielgruppe angepasst ist.

Die jungen Macher haben sich intensiv damit auseinander gesetzt, was eine Broschüre als Informationsmedium kennzeichnet, haben sich so medienkundliche Kompetenzen angeeignet und diese umgesetzt; und das bei einem Projekt mit hohem praktischen Nutzen.


Medienwerkstatt Stuttgart-Neugereut e.V.: „FAZIT – Das Schülermagazin“

Der nächste Preis der Kategorie 4 geht an den Jugendclub der Medienwerkstatt Stuttgart-Neugereut mit dem Beitrag „FAZIT – Das Schülermagazin“. Dieses Magazin wird von Jugendlichen für Jugendliche gemacht und in regelmäßigen Abständen mit immer neuen Beiträgen produziert. Insgesamt sieben Wochen haben die Teilnehmer und Teilnehmerinnen des Jugendclubs an der eingereichten Sendung gearbeitet und dabei die gesamte Produktion eigenständig organisiert. Das heißt, sie legten die Themen der Sendung fest, sie übernahmen die redaktionelle Arbeit und Recherche, produzierten die einzelnen Beiträge und sie fügten das alles zu einer Gesamtsendung zusammen. Durch das selbstständige Arbeiten über den ganzen Produktionsprozess hinweg konnten die Jugendliche ihr medienkundliches Wissen erweitern. Dabei haben sie sich auch mit moralischen, geschmacklichen und rechtlichen Fragen auseinander gesetzt; haben darüber nachgedacht, dass Medien die Wirklichkeit nie originalgetreu wiedergeben, dass die Mediennutzer manipuliert werden können.

Die Sendung entspricht grundsätzlich dem typischen Genre eines Magazins. Bestandteil sind etwa die Dokumentation eines Schüleraustausches mit Polen; ein Trailer zum Evangelischen Kirchentag; lustige und absurde Werbespots; und der FAZIT-Test zur alltäglichen Einsetzbarkeit eines Weltatlas. Spaß hat das Team vor allem an witzig-ironischen Darstellungen. Besonders beeindruckend fand die Jury den Trailer zum Kirchentag. In einer Umfrage nehmen Passanten Stellung zu verschiedenen Fragen über Gott. Das ist an sich schon interessant und bekommt noch zusätzlichen Reiz durch den Moderator, der gekonnt mit den Erwartungen der Zuschauer spielt. Hier zeigen sich besonders die Kreativität und der Einfallsreichtum der jungen Leute. Trotz der ungewöhnlichen Einfälle und der Überzeichnung des Themas wird der Zuschauer angeregt, über existentielle Fragen nachzudenken.

Obwohl die meisten Beiträge dieser Ausgabe des Schülermagazins FAZIT ironischen Charakter haben, sind die Handlungen der Protagonisten schlüssig. Die Jugendlichen zeigen überzeugende schauspielerische Leistungen, die Orte der Handlungen sind realitätsnah; die Bildsprache passt. Insgesamt ist eine originelle und kreative Sendung entstanden, deren Beiträge durch witzige Einfälle gekennzeichnet sind, die alles in allem gut umgesetzt werden. Unterstützt wird dies durch die Moderation, die guten Darstellungsleistungen der Jugendlichen und den gekonnte Einsatz verschiedener Kameraeinstellungen, des Schnitts und der wechselnden Perspektiven. Prädikat der Jury: Absolut sehenswert!


SFM Landstuhl: Kurzfilmprojekt „Träume“

In einem 3-monatigen Projekt haben sich die Schüler/innen der Klasse „Ärmel hoch“ der Schule mit Förderschwerpunkt motorische Entwicklung in Landstuhl im Rahmen des Multimediaunterrichts mit dem Thema „Film“ beschäftigt. Innerhalb dieses Projektes haben sie einen 23-minütigen Film über „Träume“ gedreht, der emotional berührt. Innerhalb von wenigen Wochen einigeten sich die Schüler/innen auf ein Thema, verfassten ein Storyboard, organisierten den Dreh und schnitten den Film selbstständig in Kleingruppen.

In dem Film geht es um Tagträume, Zukunftspläne und Visionen von Mädchen und Jungen, mit denen sie dem tristen Schulalltag entfliehen. Nacheinander wird zu den verschiedenen Traumsequenzen der jungen Leute übergeblendet, in denen sie teils sehr persönliche und intime Wünsche preisgeben. So werden Berufswünsche dargestellt, wie bspw. Gabelstaplerfahrer oder Krankenschwester, ein Mädchen träumt von einer romantischen Hochzeit in weiß und ein Dritter träumt davon, einfach aus dem Rollstuhl aufzustehen und laufen zu können.

Der Film kommt fast ohne Dialoge aus und lebt von der guten und überzeugenden Visualisierung, die durch Musik untermalt wird. Zu den einzelnen Träumen wurden passende, selbsterklärende Bilder ausgewählt (bspw. das Händchen halten der Verliebten), die Eindeutigkeit der Drehorte (im Krankenhaus, im Garten, in der Kirche) und die schlüssigen Handlungen tragen zum Verständnis des Gesamtzusammenhanges bei – ohne viele Worte. Die Übergänge zwischen Alltag und Traum wurden filmerisch gekonnt realisiert, durch das Verwenden von Farbfiltern und den Einsatz von Musik. Durch die verschiedenen Kameraeinstellungen und Effekte, den Schnitt und häufige Drehortwechsel wirkt der Film lebendig und die Schüler/innen überzeugen mit schauspielerischem Talent.

Der Jury hat besonders gut gefallen, dass es den Jugendlichen gelungen ist ohne viel Dialoge, ihre Gefühle und Sehnsüchte mit guten Visualisierungen, filmerischem Können und passender Musik darzustellen. Insgesamt eine überzeugende filmische Umsetzung des Themas Träume, die es schafft den Zuschauer emotional zu fesseln.

Sonderpreis

Regionale Elterninitiative Lonsheim: Das Grauen im Trulliland

„Das Grauen im Trulliland“ – so der Titel des Films der aufgrund des großen Engagements einer Elterninitiative entstand, deren Kinder einmal einen Film von“Anfang bis Ende“ produzieren wollten. Das Ergebnis dieser Elterninitiative ist ein fast sechzigminütiger Film, der sich sehen lassen kann. Die Jury war sehr beeindruckt, was für ein riesiges Projekt hier eigenständig auf die Beine gestellt wurde. Es ist erstaunlich wie die Eltern es geschafft haben, so viele Leute zu mobilisieren und in das Projekt einzubeziehen. Sie besorgten die komplette Produktion, holten alle Genehmigungen ein und organisierten eine Heißluftballon-Fahrt – alles für den Film. Unterstützung erhielt die Gruppe von zahlreichen Institutionen, Gemeinden sowie dem Medienzentrum Wiesbaden, dem OK Alzey und der Medien AG der WJW GmbH.

Mit Unterstützung ihrer Eltern, haben die Kinder bei der Filmproduktion sehr selbstständig gearbeitet. So waren sie bspw. an der Drehbuchentwicklung, dem Dreh, der Requisite, der Tricktechnik und als Darsteller beteiligt. Zudem hat die Gruppe eine Filmpremiere mit der dazugehörigen Marketingkampagne organisiert und sogar einen eigenen Soundtrack komponiert und aufgenommen.

Im Film geht es um einen Schatz, der in einem Trulli vergraben sein soll. Die Kinder büchsen von zu Hause aus, um den Schatz zu suchen. Aber nicht nur die Kinder, sondern auch eine Gangsterbande hat sich auf die Suche nach dem Schatz gemacht. Ein spannendes Abenteuer beginnt.

Der eingereichte Film ist komplex aufgebaut und verfügt über verschiedene Handlungsebenen und -stränge, die geschickt miteinander verbunden sind. Die recht komplexe Handlung wird durch überzeugende Visualisierungen, Kameraführungen und -perspektiven, den richtigen Einsatz von Musik und überzeugende Darsteller/innen unterstützt. Entstanden ist ein spannender, temporeicher und emotionaler Film. Das Projekt „Das Grauen im Trulliland? zeigt nicht nur wie eine intensive Auseinandersetzung mit einer Filmproduktion aussehen kann und wie Kinder medienkundliches Wissen erwerben und erweitern können, sondern auch was mit Engagement alles erreicht werden kann: Ein hoher Einsatz, der zu einem spannenden Ergebnis geführt hat und dabei den Kindern einen ganzheitlichen Einblick in die Welt des Films ermöglicht hat, das ist uns von der Jury einen Preis wert. Hut ab, vor soviel Engagement der Eltern!

Wettbewerb „Förderpreis Medienpädagogik“ 2005

Preisträger Kategorie 1 (Kinder im Kindergartenalter)

KITA Kitzelstein, Mommenheim: „In unserem Haus, da klickt die Maus – Multimediale Erfahrungen in der Kindertagesstätte“

In der Kategorie „Kinder im Kindergartenalter“ hat die Jury als Preisträger die Kindertagesstätte Kitzelstein in Mommenheim ausgewählt. Mit dem Projekt „In unserem Haus, da klickt die Maus“ sollten die 5- bis 6-Jährigen Kinder der KITA Kitzelstein grundlegende Fähigkeiten im Umgang mit Meiden erwerben, die über Spielmöglichkeiten hinausgehen.

Im ersten Schritt beschäftigten sich die Kinder mit Fragen wie „Was kann man mit einem Computer machen?“ und „Wozu braucht man einen Computer?“ Sie lernten dann ein Computerprogramm kennen, die „Multimediawerkstatt“ und probierten aus, was man mit dem Programm so alles machen kann. Und was die Kinder da alles in einer PowerPoint-Präsentation gemacht haben, dafür gibt es heute den Preis.

Die Kinder haben sich ein interessantes Thema ausgesucht, sie haben gemeinsam ein für sie be-deutsames Thema ausgewählt, das in ihrer Gegend im Herbst eine wichtige Rolle spielt, die Weinlese. Sie haben dazu fotografiert und gemalt, damit wir sehen, wie die Weinlese abläuft und wie die Trauben zu Most und Gelee verarbeitet werden. Ich war noch nie bei einer Weinlese dabei und ich habe wirklich was aus Euren Bildern gelernt, z.B. wie ein Vollernter aussieht und dass er riesengroß ist.

Die PowerPointPräsentation zeichnet sich aus

  • durch eine gute Anstimmung von Fotos und Texte aus. Hierbei ist hervorzuheben, dass der von den Kindern gesprochene Text nicht nur das beschreibt, was auch direkt zu sehen ist, sondern auch Hintergründe erklärt und die einzelnen Fotos in einem Zusammenhang bringt.
  • dadurch aus, dass einige Fotos durch Fotomontagen ergänzt wurden
  • dass auch Zeichnungen eingesetzt wurden, um bestimmte Abläufe zu visualisieren, z.B. wie der Saft aus der Presse in den Auffangbehälter tropft.

Eine solche Präsentation stellt für die Kinder auch eine Dokumentation ihrer persönlichen Erlebnisse dar, z.B. wie sie selbst Trauben pflücken oder Gelee zubereiten. Insgesamt erhält man anhand des Beitrags einen umfassenden Einblick in die Weinlese und die daran anschließende Verarbeitung.

Preisträger Kategorie 2 (Kinder im Grundschulalter)

Ganztagsgrundschule Hillesheim in Kooperation mit dem BZBM: „Ist regieren schwer?“

In der Kategorie 2 „Kinder im Grundschulalter“ hat die Jury als Preisträger die Videofuzzies aus der Ganztagsgrundschule Hillesheim in Kooperation mit dem Bildungszentrum Bürgermedien ausgewählt, die sich mit der Frage beschäftigt haben, ob regieren schwer ist.

Aus einem kurzen Briefwechsel mit der Bürgermeisterin, entstand in der Video AG der Grundschule Hillesheim die Idee, sich mit dem Leben von Politikern zu beschäftigen und dazu einen Film zu drehen

Im Film wird die systematische Herangehensweise der Gruppe an das Thema Politik und Politiker deutlich. Zur Vorbereitung der Videodokumentation recherchierten die „Videofuzzies“ aktiv im Internet, um etwas über die Aufgaben von Politikern zu erfahren. Besonders fündig wurden sie auf der Internet-Seite der damaligen Familienministerin Renate Schmidt. Die Internetseite www.kinderministerium.de lieferte Ideen zur Erstellung eines Fragenkataloges für ein Interview mit der Bürgermeisterin von Hillesheim. Im Film werden interessante Details der Internetseite vorgestellt, die durch die Kommentare der Kinder vertiefend erläutert werden. Ich habe Lust, mir diese Internetseite auch mal anzusehen. Da gibt es aber jetzt nicht so viel zu sehen, weil Renate Schmidt gerade auszieht.

Der Film zeigt dann das Interview mit der Bürgermeisterin von Hillesheim, ein Video-Gruß von Renate Schmidt an die Videofuzzies rundet den Film ab. Die Kinder stellen im Interview interessante Fragen. Der Zuschauer etwas über das Leben und die Arbeit der Bürgermeisterin, das ihm sonst nicht so einfach zugänglich gewesen wäre. Die Teilnehmer/innen agieren natürlich und wirken sehr informiert und interessiert. Sie bieten damit hervorragende Identifikationsmöglichkeiten für zuschauende Kinder. Während des Interviews wechselt die Kamera zwischen den fragenden Kindern und der antwortenden Bürgermeisterin hin und her, so dass die sprechende Person im Bild erscheint. Zwischenmoderationen strukturieren die Sendung und leiten die Abschnitte ineinander über. Teilweise wird diese Funktion auch von Off-Kommentaren übernommen, wodurch der Informationsgehalt des Films gesteigert wird.

Die Kinder haben aktiv und in weiten Bereichen auch selbständig einen Film entwickelt. Anhand von Internetrecherche, Kamera und Mikrofon konnten die Kinder medienkundliche Kenntnisse erwerben und auch anwenden. Es ist in dem Projekt darüber hinaus gelungen, den Kindern das Format „Reportage“ durch eigenes Erleben zu verdeutlichen.

Der Film gibt einen sehr guten Eindruck der Arbeit der Videofuzzies. Er ist durch das authentische Interesse der Kinder sehr lebendig. Dadurch könnte er durchaus bei anderen Kindern Interesse wecken, sich auch einmal mit dem Leben von Politiker/inne/n auseinander zu setzen oder selbst ein Videoprojekt in Angriff zu nehmen.

Jugendfarm Plochingen: „Farm-News – ein Zeitungsprojekt“

Wenn wir an Medienkompetenz denken, haben wir oft die elektronischen Medien im Blick. Aber natürlich spielen für Kinder und Jugendliche auch die klassischen Print-Medien nach wie vor eine große Rolle: Bücher, Kinder- und Jugendzeitschriften, Sportzeitschriften, später auch Tageszeitungen. Deshalb hat es die Jury gefreut, dass auch einige Zeitungsprojekte unter den Bewerbern waren, Schülerzeitungen und ähnliches. Ein Projekt halten wir für so gelungen, dass es auch einen Preis bekommt: nämlich die „Farm-News“ der Jugendfarm Plochingen.

Die Jugendfarm Plochingen ist ein offenes Angebot für Kinder ab 6 Jahren, das vielfältige Spiel- und Aktivitätsmöglichkeiten bietet. Bei dem Zeitungsprojekt sollten Kinder die Gelegenheit erhalten, ihre Aktivitäten auf der Farm der Plochinger Öffentlichkeit vorzustellen. So haben zwölf Kinder innerhalb von drei Monaten gemeinsam eine 16-seitige Zeitung gemacht, die „Farm-News“. Aber sie haben nicht gleich ins Blaue hinein losgelegt, sondern sich umgeschaut: Zeitung – wie geht das? So haben die Kinder Produkte ihrer großen Kollegen, verschiedene Zeitungen, genau unter die Lupe genommen. Und um einen Einblick in den Produktionsprozess einer professionellen Zeitung zu bekommen, hat die Gruppe auch gemeinsam die Redaktion der Esslinger Zeitung besucht.

Als es dann um die eigene Zeitung ging, haben die Kinder eine Redaktion gebildet, die alle journalistischen Elemente der Zeitung geplant und realisiert hat. Sie haben recherchiert, interviewt, Umfragen durchgeführt, Fotos aufgenommen, getextet und getippt. Die fertige Zeitung gibt einen Einblick in das bunte Leben auf der Jugendfarm. Die regelmäßigen Gruppen werden vorgestellt, besondere Ereignisse, und natürlich – die Tiere! Ergänzt werden die Artikel durch Witze, Rätsel und richtige Werbeanzeigen. Die Artikel sind gut lesbar und übersichtlich gestaltet. Die meisten Texte werden durch Fotos ergänzt, die teilweise nur auflockern beziehungsweise bebildern, etwa Fotos der Tiere. Manche Fotos visualisieren aber auch Thema und helfen, es besser zu verstehen: Stichwort „Feuermachen ohne Streichhölzer“. Bei den Texten kommen verschiedene journalistische Darstellungsformen zum Zug, etwa Reportagen, Berichte und Interviews. Die Artikel sind namentlich gekennzeichnet, so dass sich die teilnehmenden Kinder mit ihren Artikeln ausweisen und identifizieren können. Quasi nebenbei haben die Kinder verschiedene Computerprogramme kennen gelernt für Textverarbeitung und Bildbearbeitung.

In dem Projekt haben die Jungredakteure also Einblick in die professionelle Zeitungswelt erhalten und selbst journalistische Kenntnisse erworben und umgesetzt. Mit den „Farm-News“ ist Ihnen eine kindgerechte, abwechslungsreiche und informative Zeitung rund um die Jugendfarm Plochingen gelungen.

Preisträger Kategorie 3 (Schüler der Orientierungsstufe und der Sekundarstufe I)

bg-creativ-ag des Albertus-Magnus-Gymnasium Ettlingen: „Sag emol – Sagen rund um Ettlingen“

Es gibt Schülerinnen und Schüler, deren Neugier, Kreativität, deren Fähigkeiten und Leistungspotential wird nicht befriedigt vom normalen Unterricht. Für die gibt es in vielen Schulen Arbeitsgemeinschaften, AGs; in Baden-Württemberg die „Begabten-AGs“. Auch am Albertus-Magnus-Gymnasium in Ettlingen gib es eine solche Begabten-AG, die bg-creativ-ag.

In dieser Arbeitsgemeinschaft arbeiten seit mehreren Jahren rund ein Dutzend Schüler und Schülerin-nen verschiedener Jahrgänge zusammen. Über zwei Jahre lang hat sich die AG mit „Sagen rund um Ettlingen“ beschäftigt. Die Ergebnisse wurden zu einem multimedialen Internetauftritt zusammengestellt unter dem Titel „Sag emol“, der auch in einer Offline-Fassung auf CD-ROM zu haben ist. Das komplette Projekt haben die Schüler und Schülerinnen selbst entwickelt und umgesetzt, von der Skript- und Drehbuchentwicklung über kreatives Schreiben bis hin zu Fotografie, Film, Schnitt und Montage.

„Sag emol“ ist ein multimediales Angebot, das dem Nutzer unterschiedliche Zugangswege zu 30 Sagen aus Ettlingen verschafft. Unter der Rubrik „Lesen + Hören“ kann man die 30 Sagen eben lesen und anhören. Unter „Sehen + Hören“ gibt es kleine Videoclips zu zehn Sagen, wobei der Text vorgelesen und mit passenden Fotos oder Zeichnungen untermalt wird. Bei „Wandern + Schauen“ werden die Sagen verknüpft mit dem Ort, an dem sie spielen, durch Fotos, Kartenausschnitte und Animationen. Es gibt Video-Interviews mit lokalen Sagen-Experten, sinnvoll in einzelne Takes aufgeteilt. Und „Erzähle mal selbst“ ist ein kleines Quiz.

Medienprojekte wie dieses bieten begabten jungen Leuten die Möglichkeit, sich nicht nur inhaltlich, sondern auch technisch und methodisch mit vielfältigen Themen auseinander zu setzen. Bei „Sag emol“ ist das vorbildlich gelungen. Die Schüler und Schülerinnen haben die umfassenden und vielfältigen Produktionsschritte aktiv und selbständig durchgeführt. Und dabei haben sie die spezifischen medialen Eigenheiten einer Internet-Produktion gut umgesetzt: das Produkt ist multimedial und interaktiv, dabei auch informativ und unterhaltsam. Und die AG-Mitglieder wissen, wie das Internet Wirklichkeit konstruiert. Das zeigt die von ihnen erdachte Sage „Das Wasser vom Robberg“, die sie überzeugend in Bild und Ton präsentieren – mit dem Unterschied eben, dass diese Sage eine komplette Neudichtung der Schülerinnen und Schüler ist. Wer das Medium so beherrscht, der durchschaut es auch, der hat Medienkompetenz erworben. Dass das kein Zufallstreffer ist, zeigt sich, wenn man sich andere Projekte auf der Internetseite der AG anschaut.

Pestalozzi-Gymnasium Biberach: „Mit Kopf, Herz und Hand“

Mit dem Filmprojekt „Mit Kopf, Herz und Hand“ wurde interessierten Schüler/innen dieses Gymnasiums die Möglichkeit gegeben, verschiedene filmische Technik- und Gestaltungskompetenzen zu erwerben. In Kooperation der FILM-AG der Schule haben 11 Schüler/innen der 11. Klasse sowie 2 Schüler der höheren Stufen ein Schuljahr lang das Leben und Lernen an dieser Schule dokumentiert. Unterstützt wurden sie dabei von 2 betreuenden Lehrern. Es entstand ein 25 Minuten langer Image-Film des Petalozzi-Gymnasiums Biberach, der vielfältige Einblicke in das Schulleben gewährt und zeigt, wie pädagogischen Leitgedanken im schulischen Alltag umgesetzt werden.

Nach einer ersten Konzeptionsphase wurden die Schüler/innen im Umgang mit der Technik geschult und produzierten und verarbeiteten während des gesamten Schuljahres Filme, Fotos und Audiodaten. Der Einstieg in diesem Film ist rasant: Vom Weltraum aus geht es in direkt auf die Schule zu. Schnell geht es auch weiter, indem im extremen Zeitraffer der Weg von der fünften Klasse bis zum Abitur aufgezeigt wird. Aber halt, so eilig hat man es dann doch nicht im weiteren Geschehen. Dazu gibt es über das unglaublich vielseitige Leben an dieser Schule auch einfach zu viel zu berichten.

Der Rahmen für die Darstellung der einzelnen Aspekte wird durch ein Interview von Schüler/innen mit dem Direktor der Schule gesponnen. Alle Informationen zur Schule werden durch Texttafeln, Filmeinspielungen und Fotos unterstützt und strukturiert. Durch diese Visualisierungen wird alles gut veranschaulicht. Der Film berichtet über soziale Aktivitäten, Medienarbeit, Teamarbeit, die Förderung kreativer Fähigkeiten aber auch über Aktionen übers Jahr, Workshops und das große Abiturientenfest. Insgesamt gelingt es dem Film, Informationen und anschauliche Visualisierungen zu einem stimmigen Gesamtkonzept zusammen zu fügen. Die Leitidee der Schule, „Lernen mit Kopf, Herz und Hand“ also intellektuelle, emotionale, soziale und praktische Fähigkeiten fördern, kommt in allen Aspekten des Films zum Vorschein.

Durch die systematische und professionelle Arbeitsweise dieser Gruppe, die ihre Arbeit mit Konzeptentwürfen und Zeitplänen begann, Werbeprofis zu Rate zog, an Schulungen teilnahm und Probeclips erstellte, die Filmarbeiten und Interviews durchführte, das Material nachbearbeitete und schließlich den fertigen Film im Rahmen einer Preview-Night präsentierte, erhielten die teilnehmenden Schüler einen authentischen und ganzheitlichen Einblick in die Filmproduktion. Die Werbewirksamkeit des Filmes, die sich durch den Wunsch auf Seiten des Zuschauers zeigt, diese Schule muss man einfach besuchen, zeigt deutlich, dass die Schüler auch Kompetenzen im Bereich Werbewirkung erworben haben. Dem Film gelingt es das Schulmotto „Schule ist gemeinsam lernen, gemeinsam feiern und gemeinsam leben“ geradezu spürbar zu vermitteln.

Sonderpreis

SMV Gymnasium Neckartenzlingen: Die 1. Neckartenzlinger Filmfestspiele

Im Frühsommer 2005 fanden die 1. Neckartenzlinger Filmfestspiele statt. Motto der von der SMV des Gymnasiums Neckartenzlingen veranstalteten Festspiele war: „Was wäre wenn?“

Die Jury war beeindruckt, was für ein riesiges Projekt von der SMV auf die Beine gestellt wurde. Durch eine beispielhafte Organisation ist es den Verantwortlichen Oberstufenschülern gelungen, die Teilnahme von 500 Schüler/innen zu erreichen. In Schnellkursen erlernten die SchülerInnen den Umgang mit der Kamera und dem Schneideprogramm und fertigten aktiv und selbständig ihren eigenen Produkte, von Ideenfindung über Drehbuch bis hin zu Aufnahme und Schnitt. Den jüngeren Klassen standen ältere Schüler/innen als Mentoren zur Verfügung, die bei Aufnahme und Schnitt halfen. Insgesamt entstanden 44 Filmproduktionen, die allesamt von einer Jury gesichtet, bewertet und zum großen Teil mit Preisen versehen wurden. Darüber hinaus organisierte die die SMV eine imposante Preisverleihung im Hollywood-Stil, die sicherlich allen Beteiligten noch lange in Erinnerung bleiben wird.

Die eingereichten Kurzfilme zeigen, dass der Kreativität der Schüler/innen tatsächlich keine Grenzen gesetzt waren. Durch die offene Themenvorgabe entstanden technisch und inhaltlich sehr unterschiedliche und vielfältige Beiträge, die das Thema „Was wäre wenn“ verschiedenartig interpretierten. So beschäftigt sich ein Filmbeitrag mit dem Thema „Was wäre wenn – wir für einen Tag Mädchen wären“, ein anderer mit der Frage „Was wäre wenn – wir 10 Jahre älter wären“ oder „wenn alles rückwärts liefe“. Insgesamt zeigen die einzelnen Filme, dass Variationsmöglichkeiten der Kameraeinstellungen und -perspektiven richtig angewendet wurden und auch der Schnitt passend eingesetzt wurde.

Durch das Projekt „1. Neckartenzlinger Filmfestspiele“ ist es gelungen, den Schülern dieses Gymnasiums umfassende Kompetenzen im sinnvollen und bewussten Umgang mit Medien zu vermitteln. Beeindruckt hat die Jury insbesondere, dass hier keine Organisation oder öffentliche Einrichtung für die Durchführung Filmfestspiele zuständig war, sondern alles eigenständig von den Schüler/innen der SMV getragen wurde und zwar in ihrer Freizeit. Hut ab vor dieser großartigen organisatorischen Arbeit.

Wettbewerb „Förderpreis Medienpädagogik“ 2004

Preisträger Kategorie 1 (Kinder im Kindergartenalter)

Kindergarten an der Ev. Fachschule Stuttgart: „Kindergartenjournalisten unterwegs“

In der Kategorie „Kinder im Kindergartenalter“ hat die Jury als Preisträger den Kindergarten an der Evangelischen Fachschule für Sozialpädagogik in Stuttgart ausgewählt.

Im Herbst 2003 haben die Erzieherinnen mit 11 Kindern im Alter von 3 bis 6 Jahren ein Journalistenprojekt durchgeführt: die „Kindergartenjournalisten unterwegs“. Ausgerüstet mit Laptop, Mikrofon und Digitalkamera haben die Kinder Gleichaltrige und Freunde, Eltern, Erzieher/Erzieherinnen und Praktikanten interviewt. Und zwar über die Räume im Kindergarten. Die Interviews der Kinder wurden in eine Powerpoint-Präsentation integriert und am Tag der offenen Tür im Kindergarten gezeigt.

Die Kinder haben sich gründlich auf ihre Rolle als „Kindergartenjournalisten“ vorbereitet. Sie haben erfahren, was und wie Journalisten und Journalistinnen arbeiten. Sie haben Rollenspiele mit Interviews durchgeführt und sogar ausprobiert, wie sich unterschiedliche Fragearten auf den Gang des Interviews auswirken. Natürlich haben sie auch den Umgang mit Mikrofon, Digitalkamera und Notebook gelernt, also auch technische Medienkompetenz erworben. Bei den Interviews über die Kindergartenräume haben die Kinder diese Medien dann selbständig eingesetzt. Das heißt, sie haben ihre Gesprächspartner interviewt und auch fotografiert. Die Fotos haben sie auf das Notebook überspielt und die Bilder ausgesucht, die für die Powerpoint-Präsentation geeignet waren. Bei der Bearbeitung der Interviews haben sie erfahren, dass man aufgenommene Interviews auch noch verändern, manipulieren kann. Die Präsentation wurde dann zwar von den Erzieherinnen zusammengestellt, aber noch einmal mit den Kindern angeschaut, besprochen und überarbeitet. Die Kinder haben also Schritt für Schritt erleben können, wie ihre Arbeit als „Kindergartenjournalisten“ dazu beiträgt, ihren Kindergarten in der Öffentlichkeit zu präsentieren.

Die Themenstellung des Projektes und die vielfältigen Aktivitäten der 3- bis 6-Jährigen haben es ihnen ermöglicht, erste Erfahrungen in der aktiven Gestaltung von Medien machen, und zwar direkt in ihrer eigenen Lebenswelt, dem Kindergarten.

Das Projekt wurde ausführlich von den Erzieherinnen dokumentiert, ein Hinweis, der der Jury wichtig ist, weil das eben leider nicht bei allen Projekten der Fall war. Die Jury ist der Meinung, dass mit dem Projekt „Kindergartenjournalisten unterwegs“ des Kindergartens an der Evangelischen Fachschule für Sozialpädagogik in Stuttgart ein gelungener Beitrag geleistet wurde zum Erwerb von Medienkompetenz bei Kindern im Kindergartenalter.

Preisträger Kategorie 3 (Schüler der Orientierungsstufe und der Sekundarstufe I)

Friedrich Hecker Gymnasium Radolfzell: Hecker News 11

Am Friedrich Hecker Gymnasium Radolfzell gibt es seit 2002 die AG „Hecker Film Studios“. Inzwischen arbeiten 12-15 Heranwachsende im Alter von 12-18 Jahren eigenständig an den laufenden Projekten mit. Die „Hecker News“ sehen sich als Alternative zum „Schwarzen Brett“. Im Stil eines Fernseh-Magazins werden die Neuigkeiten der Schule und des Wohnorts medial aufbereitet. Etwa einmal im Monat produziert die AG eine Sendung.

Bemerkenswert an dieser Film-AG ist die Autonomie der agierenden Schüler und Schülerinnen. Sie haben sich nicht nur eigenständig – ohne einen begleitenden Lehrer – auf verschiedene Bereich wie 3D-Design, Schnitt, Licht-, Ton-, Kamera- und Aufnahmetechnik, Drehbuch, Moderation spezialisiert, sondern bilden auch Neulinge in Eigenregie aus. Jeder Neuankömmling wird zunächst als „Trainee“ aufgenommen und bekommt einen Mentor zugeteilt, der ihn in der Anfangszeit unterstützt und in die Arbeit einführt.

Die eingereichte Sendung stellt bereits die elfte Ausgabe der sog. „Hecker-News“ dar. Es handelt sich dabei um ein Magazin-Format, das die gängigen Fernsehformate Moderation, Umfragen, Reportagen, Sketche und Kurznachrichten enthält. Diese Formate werden jedoch nicht einfach kopiert, sondern vielmehr kritisch hinterfragt und miteinander kombiniert. So führt die Schülerumfrage zum Thema „Was ist Legasthenie“ zu einer witzigen und gut gespielten Persiflage auf die derzeitige Fernsehwerbung zur Legasthenie, in dem die Schüler diesen Werbespot nachahmen und aufzeigen, dass 3 Millionen CD-ROM-Laufwerke in Deutschland nicht richtig lesen und schreiben können. Auch der sog. „Auslandreport“ ist eine reine Veralberung ähnlicher Fernsehgenres ebenso wie das am Ende gezeigte „Flo Shopping Europe“, das gängige Verkaufssendungen aufs Korn nimmt. Dennoch enthält die Sendung nicht nur Comedy-Anteile, sondern informiert in Einzel- und Co-Moderation über die wichtigsten Neuigkeiten der Schule, integriert Reportagen über kulturelle Ereignisse Vor-Ort und nimmt sich aktueller orts- und zielgruppenspezifischer Fragestellungen an.

Alle Beiträge der Sendung zeugen von enorm hoher Kreativität der Filmgruppe. Die Schüler probieren sich aus, im Hinblick auf Genres, Inhalte und Technik. Sie haben sich selbstständig ein umfangreiches technisches Wissen angeeignet und sind in der Lage, dieses auch anzuwenden. Die Schnitt- und Kameraarbeit und Toneinspielungen sind äußerst gelungen. Insbesondere die Persiflagen auf gängige Fernsehformate wie Werbung oder auch Verkaufssendungen machen deutlich, dass die Schüler/innen eine kritische und reflektierte Sicht im Hinblick aufs Fernsehen einnehmen und die wirklichkeitskonstruierenden Elemente des Mediums voll und ganz durchschaut haben. Kurzum: Das eingereichte Magazin ist bunt, witzig und auch informativ.

Comenius-Hauptschule Koblenz: Der Verfolger aus dem Jenseits

Die AG Schüleradio der Comenius Hauptschule Koblenz hat innerhalb von vier Wochen ein 2o-minütiges Hörspiel produziert: Der Verfolger aus dem Jenseits. Das Hörspiel dreht sich um das Erlebnis eines blinden Zeitungsverkäufers, der miterlebt, wie ein bekannter Altertumsforscher durch eine unsicht­bare Gestalt aus dem Jenseits getötet wird. Der Reiz dieser Geschichte liegt insbesondere darin, dass diese Gestalt für den Blinden, mit seinen geschulten Ohren, gut zu hören ist, ansonsten aber für Niemanden zu sehen ist.

Zur Produktion des romanbasiertes Hörspiels mussten die 10 Mädchen und Jungen der 6. bis 8. Klasse verschiedene Kompetenzen erwerben. Sie erwarben Fertigkeiten im Bereich der Tontechnik, also im Aufbau und der Verkabelung einer Musikanlage, im Umgang mit MD-Player und Mikrofon, wie auch des computerbasierten Tonschnitts. Je nach persönlicher Neigung spezialisierten sich die Schüler in den Bereichen Musikgestaltung, Moderation und Technik. Daneben schrieben sie den 40-seitigen Roman von Robert Arthur zu einem Hörspiel in Dialogform um und erstellten ein Skript mit Zeitachse und Geräuschszenerie. Als Vorbereitung für die Tonaufnahmen führten die Schüler verschiedene Interaktionsübungen, Rollenspiele und auch Probeaufnahmen durch.

Im Hörspiel „Der Verfolger aus dem Jenseits“ führt eine Erzählstimme durch die Rahmenhandlung und schildert dem Zuhörer alle Vorkommnisse detailgetreu. Dazwischen sind verschiedene Dialoge zu hören, die der blinde Zeitungsverkäufer mit seinen Kunden, dem Altertumsforscher und Hotelangestellten führt. Insgesamt werden die auditiven Möglichkeiten eines Hörspiels sehr gut ausgenutzt: Die Verwendung von Geräuschen, wie beispielsweise näher kommende Schritte bestimmter Personen oder auch das Ausstoßen von Pfeifenrauch, das Bellen der Hunde und der prasselnde Regen verleihen der Geschichte Authentizität und Realitätsnähe. Auch sonst unterstützen die Hintergrundgeräusche die Herstellung von Vorstellungsbildern. So wird die Erzählung von Ägypten durch orientalisch anmutende Flöten unterstützt und die Spannung an wichtigen dramaturgischen Stellen zusätzlich durch passende Hintergrundgeräusche gesteigert

Alles in allem haben die Mitglieder der Radio-AG hier eine tolle Leistung vollbracht. Durch die Kombination aus Anleitung und selbstständiger Vorgehensweise konnten sie erleben, wie mit Hilfe auditiver Medien bestimmte Stimmungslagen bei Zuhörern erzeugt werden können. Es ist den Schülern wirklich gelungen aus einer Romanvorlage ein spannendes und gruseliges Hörspiel mit treffenden Dialogen und stimmigen Geräuschen zu machen.

Kategorie 4 (Jugendliche der Sekundarstufe II)

Otto-Hahn-Gymnasium Ostfildern: „Shakespeare erleben“

Dass Kooperationen zwischen schulischen und außerschulischen Institutionen sehr erfolgreich sein können, zeigt der nächste Preisträger. In Zusammenarbeit mit dem Landesmedienzentrum Stuttgart entstand im Rahmen des Englischunterrichtes am Otto-Hahn-Gymnasium in Ostfildern die CD-Rom „Shakespeare erleben“.

In einem 4-wöchigen Gesamtprojekt sollten die Schülerinnen und Schüler der 12. Klasse das Leben und die Werke Shakespeares ganzheitlich erfahren. Innerhalb der ersten beiden Wochen haben sich die Schüler/innen in Kleingruppen inhaltlich mit einem von ihnen gewählten Shakespeare-Thema beschäftigt und die zugehörigen Informationen mit Hilfe von Literaturquellen und dem Internet recherchiert. Daneben erhielten sie eine Einweisung in Film- und Tonaufnahme, Tonbearbeitung und Filmschnitt wie auch in das computergestützte Autorensystem, mit dessen Hilfe die CD-Rom letztlich erstellt wurde.

Die zweite Phase fand innerhalb eines Landschulheimaufenthalts statt. In diesem Zeitraum erstellten die Schüler Aufnahmen von Szenen aus verschiedenen Shakespeare-Dramen, sie besuchten das Haller Globe Theater in Schwäbisch Hall und erhielten Tanz- und Musikunterricht. Während dieses Aufenthaltes entstand auch der Großteil der Multimedia-CD-Rom, auf der die in den einzelnen Gruppen erarbeiteten Facetten Shakespeares zusammengeführt wurden.

Die entstandene Multimedia-Anwendung stellt eine Mischung aus Informationen über Shakespeares Leben, Werke und Zeit und einer Dokumentation über das Projekt „Shakespeare erleben“ dar. Durch die Darbietung von Fotos, Filmen, Texten und Ton entspricht sie auch den Anforderungen einer zeitgemäßen Mulimedia-Anwendung. Die Navigation der CD-Rom ist teilweise sehr linear. Durch die Integration von Menüleisten in einigen Untermenüs, könnte die Navigation für den Benutzer noch einfacher werden,

Letztlich zeigt das Projekt auf, wie es Schülern möglich wird, einen Klassiker der Weltliteratur ganzheitlich zu erfahren und dabei Medienkenntnisse zu erwerben und diese auch umzusetzen. Durch Filme, Theaterbesuche, Tanzen, Musik, Schauspielerei und schließlich auch anhand der medialen Verarbeitung all dieser Elemente auf vielen Ebenen konnten sich die Schüler aktiv und weitgehend selbstständig mit der damaligen Zeit und den Werken Shakespeares auseinander setzen.

Willy-Hellpach-Schule Heidelberg: „Endlos“

Ein weiterer Preis für Jugendliche im Alter von 16 bis 19 Jahren geht an die Video-AG „Cut“ der Willy-Hellpach-Schule in Heidelberg.

Innerhalb eines Jahres produzierten die vier Mitglieder der AG gemeinsam mit ihrem leitenden Lehrer den Kurzfilm „Endlos“. Thema des Films ist die Eintönigkeit und Einsamkeit im grauen Alltag einer Jugendlichen, einer Schülerin. Tag für Tag derselbe trostlose Trott, endlos eben.

Nach einer eigenen Idee haben die Schülerinnen und Schüler ein Drehbuch entwickelt und umgesetzt. Sie haben den kompletten Film aktiv und selbständig produziert, Darstellung, Regie, Kamera, Ton und Schnitt übernommen. Der Film setzt auf Visualisierungen und vermittelt – von einer kurzen Sequenz abgesehen völlig ohne Dialoge – die ausgesprochen trostlose Stimmung der Hauptdarstellerin durch aussagekräftige Schwarz-Weiß-Bilder, wirkungsvoll unterstützt durch passend ausgewählte Musik.

Die Geschichte gewährt einen Einblick in 24 ereignislose und bedrückende Stunden im Leben einer Jugendlichen. Ihre Traurigkeit und Einsamkeit wird auf der Bildebene durch Kamera und Schnitt sehr gut zum Ausdruck gebracht. Die „Innenwelt“ des Mädchens offenbart sich in einer Tagtraum-Sequenz, in der man sie ganz allein im Klassenzimmer sitzen sieht, aufgenommen aus verschiedenen Kameraperspektiven. Auch sonst ist die Kamera gut eingesetzt, ungewöhnliche Blickwinkel kommen zum Einsatz, mal wird von oben gefilmt, mal von unten – aber wohin man auch blickt, nur Düsterkeit. Auch der Schnitt, der an einigen Stellen mit langsamen Überblendungen arbeitet, verstärkt den Eindruck der Ereignislosigkeit, des trägen Dahinfließens der Zeit. Dazu kommt, wie erwähnt, entsprechende Musik.

Insgesamt merkt man dem Film an, dass sich die Schüler und Schülerinnen intensiv Gedanken gemacht haben, wie man mit filmischen Gestaltungselementen Gefühle darstellen kann, wie man aber beim Zuschauer Gefühle erzeugen kann. Und das haben sie dann auch noch überzeugend umgesetzt. Das ist ihnen so gut gelungen, dass man wirklich nur hoffen kann, dass möglichst viel an dieser Geschichte fiktiv ist, dass möglichst wenig davon dem persönlichen Erleben der jungen Filmemacher entstammt.

So oder so: Die Jury ist überzeugt, dass durch dieses Projekt der Video-AG „Cut“ der Willy-Hellpach-Schule in Heidelberg die Teilnehmer und Teilnehmerinnen viel darüber gelernt haben, wie Filmbilder wirken und wie man diese Wirkungen erreicht; ein gelungenes medienpädagogisches Projekt also.

Sonderpreis Unterrichtsprojekt

Ludwig-Schwamb-Schule Mainz: „Radio-Reportage – Was war die DDR?“

Die Jury hat in diesem Jahr zwei Sonderpreise vergeben. Der Sonderpreis „Unterrichtsprojekt“ geht an die Ludwig-Schwamb-Schule in Mainz.

Die Radio-AG dieser Schule bestehet aus 13 Kindern der 2. bis 4. Klasse. Das Thema DDR kam durch Interesse der Kinder an den sog. Ostalgie-Shows auf. Da die Kinder wenig bzw. gar nichts über die DDR wussten, versorgte sie die Lehrerin mit vielen Informationen, recherchierte mit ihnen im Internet und betrachtete eine Reihe an Dokumentarfilmen.

Im Anschluss an die intensive Beschäftigung mit dem Thema führten die Schüler und Lehrerin Interviews mit Zeitzeugen durch und setzten sich in Rollenspielen mit den Erzählungen auseinander. Produziert wurde eine ca. 45 Minuten lange Radiosendung, die aus Moderation, Information, Musik und vielen Interviews mit ehemaligen DDR-Bewohner/innen oder anderen Zeitzeugen besteht. Alles wird gut verständlich erklärt. O-Töne und passende Musik sind geschickt in die Berichte eingebaut und schaffen eine hohe Authentizität. Die Interviews mit verschiedenen Zeitzeugen, Schilderungen der Schul- und Pionierzeit, „klassische“ DDR-Themen wie Lebensmittelbeschränkung, Päckchen aus dem Westen oder Autoknappheit kommen ebenso ins Gespräch wie die Angst vor der Stasi und Fluchtversuche. Damit gibt die Sendung einen guten Einblick in das damalige Leben im Osten.

Ein kleiner Kritikpunkt der Jury bildet die Beschränkung der Aktivitäten der Kinder vor allem auf die inhaltliche Erarbeitung des Themas und ihre Rolle als Sprecher/innen. Die restlichen Arbeitsschritte, die zur Erstellung einer Radiosendung notwendig sind, wurden alle von der Lehrerin durchgeführt.

Nichts desto trotz entstand in diesem Projekt ein sehr gutes im Unterricht einsetzbares Produkt. Auch wenn die teilnehmenden Kinder nicht in alle Produktionsschritte integriert wurden, lernten sie eine Menge über die Entstehung einer Themensendung im Radio – von der Recherche des Themas bis hin zur Aufnahme und den Möglichkeiten des Audioschnitts.

Sonderpreis des Bildungszentrums Bürgermedien

Wilhelm Hubert Cüppers Schule Trier: „Portrait Gehörlos sein / Bulimie / Computersucht / Eines Tages im Museum / Bananen-Strip“

An der Wilhelm Cüppers Schule für Gehörlose und Schwerhörige wurden im letzten Jahr insgesamt fünf Filme erstellt, an denen jeweils unterschiedliche Klassen beteiligt waren.

Zwei Klassen der 6. bzw. 7. Jahrgangsstufe erstellten im Kunstunterricht innerhalb der Einheit ?Trickfilm? die Trickfilme: „Bananen Strip“ (Daumenkino) und „Eines Tages im Museum“ (Trickfilm-Animation). Das Projekt „Gehörlos sein“, an dem Schüler/innen verschiedener Klassen beteiligt waren gibt Einblicke in die Probleme, aber auch „Vorteile“ des Gehörlosseins. Der Realfilm „Bulimie“ und der Puppenfilm „Computersucht“ beschäftigen sich mit Gefahren einer Sucht.

Die verschiedenen Projekte zeigen eindrucksvoll, in welcher vielfältigen Umsetzung und zu welchen unterschiedlichen Zwecken Medien in der Schule eingesetzt werden können. Im Bereich Trickfilm wird den Schüler/inne/n ein handlungsorientierter Unterricht innerhalb des Lehrplans ermöglicht. Das Portrait „Gehörlos sein“ wird als Möglichkeit der Selbstdarstellung genutzt, das in der Außenwelt etwas bewirken soll. Die Suchtfilme schließlich sollen die mitwirkenden Schüler/innen zur Auseinandersetzung mit dem Thema anregen.

Zwar werden Medien in den einzelnen Projekten vorrangig zweckgebunden eingesetzt, dennoch haben die Schüler/innen auch Kenntnisse in Medienkunde erworben, vor allem hinsichtlich Kameraführung, projektabhängig auch im Schnitt oder im Schreiben von Drehbüchern. Sie konnten sich aktiv und teilweise auch selbständig in die einzelnen Projekte einbringen. Technisch und gestalterisch sind alle Filme gelungen und nutzen die Möglichkeiten der Visualisierung treffend. Beeindruckend ist auf jeden Fall die Vielfalt an Genres, die hier umgesetzt wurde: Dokumentarfilm, Trickfilm, Spielszenen und Puppenfilm.

Wettbewerb „Förderpreis Medienpädagogik“ 2003

Preisträger Kategorie 2 (Kinder im Grundschulalter)

Friedrichschule, Furtwangen: Radio Friedrichschule geht auf Sendung

Im Rahmen einer einwöchigen Projektwoche zum Thema „Klangwelten“ hat die Friedrichschule in Furtwangen das Radioprojekt „Radio Friedrichschule geht auf Sendung“ realisiert. An dem Projekt nahmen klassen- und altersübergreifend insgesamt 19 Grundschülerinnen und Schüler teil. Dabei lernten sie die wesentlichen Elemente einer Radiosendung kennen und setzten diese in ihrer eigenen Produktion weitgehend um. Unter Anleitung ihres Lehrers arbeiteten die Sechs- bis 10-Jährigen kreativ und selbständig und es entstand eine stimmige und abwechslungsreiche Radiosendung.

Nach einer spielerischen Einführung in das Thema Radio beschäftigte sich die Gruppe mit der Frage „Was macht eine Radiosendung aus?“. Anschließend entwickelte die Projektgruppe Ideen für eine Sendung zum Thema Klangwelten, die nach und nach umgesetzt wurden. Die realisierte Sendung beinhaltet nicht nur verschiedene, das Medium Radio kennzeichnenden Elemente wie Musik, Nachrichten und Moderation, sondern auch die beiden Klangspiele „Ivana wacht auf“ und „Geisterstunde“. Durch Musik, An-, Zwischen- und Abmoderationen sind die Beiträge gut strukturiert voneinander abgetrennt.

Bis auf die Musik wurden alle Beiträge von der Schülergruppe konzipiert, entwickelt und produziert. Eine Exkursion zu Radio Dreyeckland – hier wurde die Sendung später auch ausgestrahlt – bot den Grundschülern nicht nur die Gelegenheit professionelles Radio einmal mitzuerleben, sondern auch die Möglichkeit, Aufnahmen ihrer eigenen Sendung zu produzieren.

Das Wissenschaftliche Institut des Jugendhilfswerks Freiburg e.V. realisiert bereits seit 1990 das Projekt „Jugend und Rundfunk“. Innerhalb dieses Projekts werden mit „Girls On Air“ geschlechtsspezifische Angebote für Mädchen gemacht, zu denen auch der prämierte Beitrag „Stolpersteine“ gehört.

Im Rahmen eines dreitägigen Workshops an dem 6 Mädchen im Alter zwischen 6 und 10 Jahren teilnahmen, produzierten die Mädchen eigenständig einen Hörfunkbeitrag zu dem in der Stadt Freiburg aktuellen Thema „Stolpersteine“. In Freiburg wird, wie auch in anderen Städten, die Aktion „Stolpersteine“ durchgeführt, bei der in Messing gegossene Pflastersteine vor ehemaligen Häusern von deportierten Juden in den Gehweg eingelassen werden.

Neben dem Erlernen der technischen und mediendidaktischen Anforderungen einer Hörfunkproduktion, wurden die Mädchen im Workshop zur Auseinandersetzung und Recherche mit dem Thema Judenverfolgung und Deportation angeregt. Sie entwickelten einen Fragekatalog, der Grundlage ihrer Umfragen und Interviews mit Bürgern und Passanten der Stadt Freiburg bildete. Die durchgeführten Interviews wurden anschließend eigenständig moderiert, geschnitten und mit Musik unterlegt. Durch das selbtständige Schneiden des Beitrags, also das Auseinanderschneiden von Frage und Antwort, das Löschen und Verschieben ganzer Wörter und Sätze, wurden den Mädchen bewusst, dass eine Aussage mittels einfacher technischer Mittel völlig verfälscht werden kann. Sie gewannen die Erkenntnis, dass Medien kein exaktes Abbild der Realität sind, sondern durch sie eine eigene Wirklichkeit konstruiert wird.

Das Ergebnis des Workshops ist ein preiswürdiger Audiobeitrag, der zu den Ansichten über Stolpersteine durch Umfragen unter Stadtbewohnern, Touristen und direkten Anwohnern wie auch durch ein Interview mit einer in Freiburg lebenden Jüdin, informiert. Durch die An-, Zwischen- und Abmoderation der Mädchen ist der Radiobeitrag gut gegliedert und wirkt dabei natürlich und authentisch. Mit der Befragung unterschiedlicher Gruppen ist es den sechs Mädchen nicht nur gelungen, die wichtigsten Informationen zum Thema Stolpersteine zusammenzuführen, sondern auch die persönlichen Ansichten der befragten Personen einzufangen.

Grundschule Gödenroth: Homepagebau am Beispiel des Umweltprojektes Fledermaus

An der Grundschule Gödenroth soll das Thema „Homepagebau“ als Unterrichtseinheit etabliert werden. Dabei versteht die Schule Internetarbeit als Angebot „von Schülern für Schüler“. Mit dem Homepagebau sollen Kompetenzen in den Bereichen Recherchieren, Korrespondieren, Publizieren und Kooperieren erworben werden. Der prämierte Beitrag „Homepagebau am Beispiel des Umweltprojektes Fledermaus“ stellt sozusagen das Pilotprojekt der Unterrichtseinheit dar.

Zur Erlangung einer grundlegenden Methodenkompetenz wurde in der Klasse zunächst die Einheit „Internetführerschein“ durchgeführt, die bereits im Vorfeld an der Schule entwickelt worden war. In insgesamt acht Unterrichtsstunden und einigen Freizeitstunden erstellten die Viertklässer dann ihre Fledermaus-Homepage. Dazu wurden den Kindern Kenntnisse in HTML zur Texterstellung, Bildbearbeitung und Tabellengestaltung vermittelt und der Aufbau der Seiten festgelegt. Alle Arbeitsschritte, die zur Gestaltung einer Homepage notwendig sind, wurden von den Grundschülern aktiv ausgeführt, wie beispielsweise das Erstellen des Basislayouts oder die Eingabe der Texte.

Die entstandene Fledermaus-Homepage besteht aus vier Bereichen, zu denen man über eine kleine Übersichtsseite gelangt. So lernt der Nutzer beispielsweise im „ultimativen Fledermaus Labyrinth“ nebenbei die Lebensräume und Gefahren der Fledermäuse kennen. Auch die Informationen zu Nahrung und Körperbau werden spielerisch vermittelt. Die einzelnen Bereiche sind einheitlich gestaltet und enthalten jeweils thematisch passende Fledermauszeichnungen der Kinder. Multimedialität und Interaktivität wurden auf vielfältige Weise realisiert.

Das Projekt zeigt eine Möglichkeit auf, wie in der Grundschule das Internet eingesetzt werden kann: zur Projektdarstellung mittels Homepage. Dabei ist es in einer relativ kurzen Unterrichtseinheit gelungen, den Schüler/innen umfangreiches technisches Wissen zu vermitteln, das diese durch den praktischen Einsatz unmittelbar festigen konnten. Die Kinder haben dabei sehr aktiv und in großen Teilen selbständig mitgewirkt.

Preisträger Kategorie 4 (Jugendliche der Sekundarstufe II)

Schlossgymnasium Mainz: „Video-Arbeitsgemeinschaft“

Der Preis für Jugendliche der Sekundarstufe II, also im Alter von 16 bis 19 Jahren, geht an die Video-Arbeitsgruppe des Schlossgymnasiums in Mainz.

Die Arbeitsgemeinschaft besteht seit 1995. Den „harten Kern“ bilden etwa ein halbes Dutzend Schülerinnen und Schüler; bei einzelnen Filmprojekten stoßen dann jeweils weitere Jugendliche zur AG hinzu. Dabei geben die festen Teilnehmerinnen und Teilnehmer ihr Wissen und ihr Können an die neuen weiter. Auch diese Kontinuität soll mit dem Preis gewürdigt werden.

Die Video-AG hat mit ihrer Bewerbung fünf verschiedene Filme eingereicht. Arbeiten aus unterschiedlichen Genres, alle von hoher Qualität. Ein Schulmagazin mit Nachrichten und zwei satirischen Beiträgen gehört dazu und eine künstlerisch ambitionierte Multimedia-Umsetzung von Goethes „Faust“; die sensible Dokumentation eines Schweigemarschs für die Opfer des Nationalsozialismus, ein informativer Bericht über den Schülerlandtag und ein Kurzfilm, der an die Bedeutung intakter Natur erinnert. Die Vielfalt der Formen hat die Jury beeindruckt und dokumentiert die hohen Fähigkeiten dieser Arbeitsgemeinschaft. Alle Filme sind von den Schülerinnen und Schülern in Teamarbeit selbständig entwickelt und realisiert worden.

Einen Wermutstropfen gibt es aber auch, und das ist die Dokumentation. Die ist recht knapp gehalten und berichtet leider nichts von Reflexionsprozessen über die Wirkungsweisen und Rolle von Medien. Der Jury sind diese Projektdokumentationen aber sehr wichtig. Nicht nur, um die medienpädagogische Qualität der Projekte beurteilen zu können; sondern auch, damit andere die Möglichkeit haben, von den Erfahrungen solcher Projekte zu profitieren. Wer sich allerdings die Beiträge dieser AG anschaut, wird schnell feststellen, dass die Schülerinnen und Schüler offenbar sehr intensiv darüber nachgedacht haben, wie das Fernsehen welche Wirkungen erzielt – andernfalls wäre es ihnen gar nicht möglich gewesen, diese unterschiedlichen Beiträge so professionell zu gestalten. Deshalb vergibt die Jury den Preis in der Kategorie 4 für Jugendliche von 16 bis 19 Jahren an die Video-Arbeitsgemeinschaft des Schlossgymnasiums in Mainz.

Sonderpreise

AWO Kindertagesstätte Ulm: „KitaSoft – Lernspaß im Kindergarten: Ein deutsch-türkisches Sprachlernspiel für Kindergartenkinder“

Das deutsch-türkische Sprachlernspiel „KitaSoft – Lernspaß im Kindergarten“ ist ein Kooperationsprojekt der Berblinger-Hauptschule und der AWO Kindertagesstätte Ulm. Für den Einsatz in der AWO Kindertagesstätte hat ein Team aus pädagogischen Fachkräften gemeinsam mit türkischsprachigen Schülerinnen der Computer AG ein Lernprogramm entwickelt. Die maßgeblich beteiligten Schülerinnen besuchen überwiegend die 6. Klasse.

Im Mittelpunkt des Projekts stand die Entwicklung einer Lernsoftware mit der türkischsprachige Kinder beim Erwerb deutscher Sprache unterstützt werden sollen. Die verwendeten Bilder bzw. Gegenstände entstammen dem Alltag der Kindergartenkinder, ihr Spracherwerb ist eine notwendige Voraussetzung für die Bewältigung des Alltags und die Integration. Gleichzeitig ist damit gewährleistet, dass die Kinder das Gelernte auf ihren Alltag übertragen können und somit ein Transfer das Gelernte festigt.

Das entstandene Produkt ist sicherlich an einigen Stellen verbesserungswürdig. So ist die Navigation oft nur linear möglich, eine Verknüpfung der verschiedenen Teilbereiche nicht immer möglich. Trotzdem möchte die Jury dieses Projekt hervorheben, das sich in vorbildlicher Weise Medien zunutze macht, um gleich mehrere gesellschaftliche Probleme anzupacken. Das ist nicht nur die wichtige Förderung der deutschen Sprache. Durch die Verbindung Hauptschule, Mädchen und Migrationshintergrund wurde gleich an mehrere Gruppierungen, die sonst eher zu den Computerfernen zu zählen sind, Medienkompetenz vermittelt.

scram! e.V. media community Speyer: „Radio Schloschnaja Campanja: Deutsch-russisches Radioprojekt“

Auch der zweite Sonderpreis wird vor dem Hintergrund „Medien und Integration der Kulturen“ vergeben.

Das Internetradio „Sloschnaja Campanja“ ist aus der Zusammenarbeit der media community scram! mit dem Jugendgemeinschaftswerk des Caritasverbandes Speyer entstanden. Jugendliche Aussiedler (derzeit sechs junge Männer) produzieren seit einem Jahr wöchentlich eine Sendung. Sie werden dabei von professionellen ehrenamtlichen Kräften unterstützt. Das Motto des Projekts lautet: multikulturell – interaktiv – freiwillig.

Die Sendung wird sonntags von 18 bis 21 Uhr live über das Internet ausgestrahlt. Sie ist auch als Zusammenfassung im freien Sender „Radio Quer“ zu hören. Musik und Moderation sind deutsch-russisch. Den Schwerpunkt der Sendungen bildet russischer HipHop, ergänzt durch Hörergrüße und Interviews aus der Musikszene. Die Jugendlichen wählen die Musik und redaktionelle Beiträge in Form von Interviews oder CD-Vorstellungen aus. Sie erstellen Ablaufpläne für die Sendungen, verfassen Texte für die Internetpräsenz, bereiten Interviews und Moderationen vor und führen diese selbständig durch.

Die aktive Mitarbeit an der deutsch-russischen Radiosendung „Sloschnaja Campanja“ ermöglicht sechs jugendlichen Aussiedlern, technische Fertigkeiten und Produktionsabläufe im Bereich Internet und Radio zu erlernen und praktisch umzusetzen. Die Jugendlichen lernten das Planen einer Radiosendung durch inhaltliche Vorbereitung und Ablaufpläne. Durch das Schreiben der Moderationstexte bzw. der Texte für die Internetpräsenz konnten die Jugendlichen darüber hinaus auch ihre Deutschkenntnisse verbessern.

Wettbewerb „Förderpreis Medienpädagogik“ 2002

Preisträger Kategorie 1 (Kinder im Kindergartenalter)

Kath. Kindergarten St. Margarita Neustadt/Wied, Marienkäfer-Gruppe: Was die Eltern nie zu sehen bekomme

In der Kategorie „Kinder im Kindergartenalter“ hat die Jury einen Preis vergeben; und zwar an die Marienkäfer-Gruppe des katholischen Kindergartens St. Margarita in Neustadt an der Wied. Die Erzieherinnen haben mit den Kindern einen Videofilm gedreht. Dieser Film entstand im Anschluss an eine Fortbildung der Gruppenleiterinnen zum Thema Medienerziehung. Ziel des Projektes war es – neben der Arbeit mit Medien – den Eltern einen Einblick in den Alltag der Kindertagesstätte zu geben. Deshalb wurde unter dem Titel „Was die Eltern nie zu sehen bekommen“ in einer bunten Folge dokumentiert, was im Laufe einer Woche alles in der Kindergartengruppe passiert. Dabei waren die Kinder vor und hinter der Kamera aktiv: als Kameraleute, als Interviewer, als Sänger und eben als – Kindergartenkinder.

Doch nicht schon, dass ein Film entstanden ist, macht dieses Projekt preiswürdig, sondern wie er entstanden ist. Bevor es an die Videokamera ging, wurden zunächst Fotokamera und Kassettenrekorder vorgestellt; auch ein Daumenkino wurde zur Demonstration gebastelt. Diese Hinführung zum Thema Video/Fernsehen ist didaktisch sehr gelungen.

Hervorragend umgesetzt sind verschiedene „Trickaufnahmen“ mit der Videokamera – Wasser fließt nach oben, ein Haus aus Legosteinen entsteht in Sekundenschnelle wie von Zauberhand, Kinder verschwinden vom Bildschirm. Die Kinder haben erlebt, wie diese Trickaufnahmen entstanden sind. Dadurch wird zumindest den älteren unter ihnen klar, dass das Fernsehen nicht unbedingt immer die Realität wiedergibt.

Und schließlich – und auch das war der Jury sehr wichtig – wurde die Produktion des Videos genutzt, um in der Gruppe darüber zu sprechen, was die Kinder denn so im Fernsehen anschauen. Auch Gespräche mit Eltern haben stattgefunden.

Die Jury ist der Meinung, dass mit diesem Projekt der Marienkäfergruppe des Kindergartens St. Margarita ein wichtiger Beitrag zur Medienkompetenz von Kindern im Kindergartenalter geleistet wurde.

Preisträger Kategorie 2 (Kinder im Grundschulalter)

GHS St. Martin Mertlach, Klasse 3b: „Radio SMT – Wir machen eine Radiosendung“

Die Schülerinnen und Schüler der Klasse 3b der Grund- und Hauptschule St. Martin aus Mertloch haben innerhalb von sechs Wochen eine umfangreiche Radiosendung über den Wald produziert.

Ziel des Projektes war es, die Schüler mit dem Medium Radio vertraut zu machen. Hierfür wurden sie mit verschiedenen journalistischen Darstellungsformen der Radioarbeit bekannt gemacht. Daneben wurde durch lautes Lesen der Texte und deren bewusste sprachlich-stimmliche Gestaltung Leseförderung geleistet. Das Radioprojekt hat den Kindern und Lehren soviel Spaß gemacht, dass die Schule langfristig über die Einrichtung eines Schüler- oder Pausenradios nachdenkt.

Während des Projekts arbeiteten die Kinder weitgehend selbständig im Unterricht, bevorzugt in Partner- und Gruppenarbeiten. Besonders imponiert hat der Jury, dass die Möglichkeiten des Mediums Radio durch die verwendeten Formate in ihrer ganzen Bandbreite genutzt wurden – neben Moderation, Berichten, erzählten Geschichten und Interviews haben die Kinder ein Geräusche-Quiz, Musikstücke und ein Hörspiel integriert. Eine solche Vielfalt ist heutzutage im Hörfunk leider ja nicht mehr selbstverständlich. Das Projekt kann als rundum gelungen bezeichnet werden. Ein positiver Nebeneffekt war das Einüben von sozialem Verhalten, zum Beispiel bei der Auswahl der Sprecher und der Musik. Auch die Einbindung in den regulären Unterricht als fächerübergreifendes Projekt scheint hier auf vorbildliche Weise funktioniert zu haben.

Die Kinder der Klasse 3b der Grund- und Hauptschule St. Martin haben eine interessante Sendung produziert und dabei eine Menge über das Medium Radio lernen können.

Lothar-von-Grübel Grundschule Sinzheim, Klasse 3c: „Sinzheimer digitale Schülerzeitung“

Das Projekt „Sinzheimer digitale Schülerzeitung“ der Lothar-von-Kübel-Schule in Sinzheim kann fast schon als Langzeitprojekt bezeichnet werden. Über zwei Jahre lang haben die Schülerinnen und Schüler der Klasse 3c beziehungsweise 4c fächerübergreifend an dem Medienprojekt gearbeitet; zum Teil auch nachmittags in freiwilligen Arbeitsgemeinschaften.

Herausgekommen ist eine Schülerzeitung auf CD-ROM, die durch Einfallsreichtum und die gelungene Umsetzung besticht. Sie bietet eine große Bandbreite dessen, was auf einem solchen Multi-Medium möglich ist; Texte, Bilder und Töne werden sinnvoll verknüpft. Die Kinder stellen sich per Video und Fragebogen selbst vor; Interviews mit prominenten Sinzheimer Persönlichkeiten werden in Zusammenfassungen vorgelesen, zum Beispiel mit Lehrern, dem Pfarrer und dem Schulhausmeister. Es gibt Sketche als Videosequenzen, Berichte über Klassenexkursionen zum Hören und Lesen, Diashows vom Schulalltag sowie interaktive Rätsel und Spiele.

Insofern – und das war der Jury wichtig – handelt es sich eben nicht einfach um ein Printprodukt, das man nun halt auf eine CD-ROM gebrannt hat, sondern es ist wirklich ein multimediales Produkt entstanden; die spezifischen Möglichkeiten des Mediums CD-ROM wurden vermittelt und genutzt.

Natürlich haben auch bei diesem Projekt die Kinder sehr Vieles selbst gemacht: Sie schrieben Texte, malten Bilder, übten sich in Interviewtechniken, arbeiteten mit Digi-Cam, Memory-Stick und verschiedensten Computerprogrammen bis hin zur Bild- und Tonbearbeitung. Sie verteilten selbst die Aufgaben; entschieden, was in die Zeitung soll und halfen sich gegenseitig. Die einzelnen Beiträge wurden dann in Kleingruppen oder Partnerarbeit erarbeitet, in Einzelarbeit, in Form von Lernzirkeln oder Stationenarbeiten oder als Hausaufgabe.

Für viele Schülerinnen und Schüler war der Computer zu Projektbeginn nur zum Spielen da. Inzwischen nutzen sie die Schul-PCs völlig selbstverständlich, um in CD-ROMs zu recherchieren, Texte zu schreiben und Bilder zu bearbeiten. Der Computer ist ein Teil des Schulalltags geworden.

Preisträger Kategorie 3 (Schüler der Orientierungsstufe und der Sekundarstufe I)

Kreisjugendamt Ludwigshafen, Jugendliche einer Gruppenstunde in Schifferstadt: Horrortrip im Jugendtreff

Vor ca. einem Jahr hat das Kreisjugendamt Ludwigshafen im Rahmen des Projekts „DiG.iT – Digitale Medienproduktion in der Jugendarbeit“ mit einer Gruppe Jugendlicher ein Wochenende lang einen Film nach Vorlage des bekannten Horrorfilms „Scream“ gedreht.

Bei diesem Projekt stand der Erwerb von Medienkompetenz zwar nicht im Mittelpunkt – aber durch die Arbeit mit der Videokamera gelang es den Jugendliche, in anderen Bereichen Kompetenzen aufzubauen und zu stärken: Soziales Verhalten, Konzentrationsfähigkeit, kognitive Leistungen. Für die Jugendlichen ungewohnt wurde ihnen hier ein hohes Maß an Eigenverantwortung abverlangt – von der Filmidee bis zum Schnitt am Computer. Dazu gehörte die Erstellung eines Drehbuches, Arbeits- und Rollenverteilung, Planung des zeitlichen Ablaufs und Beschaffung von Requisiten. Unterstützung erfuhren die Jugendlichen hierbei durch Sozialarbeiter der Stadt Ludwigshafen und den Landesfilmdienst Rheinland-Pfalz.

Die Prämierung dieses Beitrages ist der Jury nicht leicht gefallen: Einerseits erschreckt der Film durch seine Gewalt und Brutalität und sein eher dürftiges Drehbuch. Auch die schauspielerischen Leistungen sind verbesserungswürdig, aber man sieht, mit wie viel Begeisterung gearbeitet wurde. Unterlegung mit gruseliger Musik, Blendenwechsel kurz vor den Mordszenen, erschreckende Schnitte und temporeiche Szenen bewirken, dass der Film sehr spannend ist. Dabei spielte auch die Auseinandersetzung mit Grenzen – was kann man noch zeigen, was nicht mehr – eine große Rolle. Die Gruppe hat sich mit dem Thema Gewalt – sei es im Alltag oder in den Medien – intensiv beschäftigt.

Daneben – und dies ist in den Augen der Jury ebenso wichtig – gelang es durch die Medienarbeit, den Jugendlichen das Erleben der Gruppe als Gemeinschaft, das Erlernen sozialer Verhaltensweisen, Konfliktlösungsstrategien und Kommunikationstechniken bei der Zusammenarbeit an einem gemeinsamen Projekt nahe zu bringen.

Bischof-von-Lipp Schule Esslingen, Klasse 8, in Zusammenarbeit mit der LKJ: „Erziehung durch Auschwitz – ein Radioprojekt“

Schülerinnen und Schüler der 8. Hauptschul-Klasse der Bischof-von-Lipp-Schule sowie Studierende der Hochschule für Sozialwesen in Esslingen unternahmen gemeinsam mit einem Referenten der Landesvereinigung Kulturelle Jugendbildung eine Studienfahrt nach Auschwitz. Die Eindrücke dieser Fahrt sollten in Radioberichten festgehalten werden. Vor der Fahrt erhielten die Schülerinnen und Schüler zunächst eine Einführung in die Aufnahmetechnik sowie die wichtigsten journalistischen Darstellungsformen. In Auschwitz setzten sie das Gelernte dann unmittelbar in Interviews, Reportagen, Hörstücke etc. um. Nach Abschluss der Studienfahrt erfolgte die Vorbereitung einer Radiosendung mit Moderationstexten und Musik; die Sendung wurde gemeinsam mit Radio Störfunk in Schwäbisch Hall gestaltet und ausgestrahlt.

Die beteiligten Achtklässler hatten die Möglichkeit, ihre ganz persönlichen Eindrücke und Erfahrungen während ihres Aufenthalts in Auschwitz auch anderen Menschen mitzuteilen und verschiedene stilistische Mittel zu nutzen, um so sensible Themen wie Hinrichtung und Folter angemessen darzustellen. In allen Phasen des Projektes waren die Schülerinnen und Schüler in hohem Maße selbständig tätig und hatten darüber hinaus die Möglichkeit, ihre produzierten Beiträge und Interviews in das Konzept einer ganzen Radiosendung einzubauen und durch Moderationen und Musik zu ergänzen.

Die für eine Schülergruppe dieses Alters gelungene Auseinandersetzung mit dem Thema „Auschwitz“ wird von der Jury mit dem Förderpreis Medienpädagogik gewürdigt. Die Schülerinnen und Schüler lernen im Rahmen des Projekts das Radio nicht nur als ein Medium kennen, mit Hilfe dessen man Beiträge, Berichte und Musik einer breiten Öffentlichkeit zugänglich machen kann, sondern auch als eine Form, eigene Eindrücke und Erfahrungen zu verarbeiten.

Preisträger Kategorie 4 (Jugendliche der Sekundarstufe II)

Bischof-von-Lipp Schule Esslingen, Klasse 8, in Zusammenarbeit mit der LKJ: „Erziehung durch Auschwitz – ein Radioprojekt“

Schülerinnen und Schüler der 8. Hauptschul-Klasse der Bischof-von-Lipp-Schule sowie Studierende der Hochschule für Sozialwesen in Esslingen unternahmen gemeinsam mit einem Referenten der Landesvereinigung Kulturelle Jugendbildung eine Studienfahrt nach Auschwitz. Die Eindrücke dieser Fahrt sollten in Radioberichten festgehalten werden. Vor der Fahrt erhielten die Schülerinnen und Schüler zunächst eine Einführung in die Aufnahmetechnik sowie die wichtigsten journalistischen Darstellungsformen. In Auschwitz setzten sie das Gelernte dann unmittelbar in Interviews, Reportagen, Hörstücke etc. um. Nach Abschluss der Studienfahrt erfolgte die Vorbereitung einer Radiosendung mit Moderationstexten und Musik; die Sendung wurde gemeinsam mit Radio Störfunk in Schwäbisch Hall gestaltet und ausgestrahlt.

Die beteiligten Achtklässler hatten die Möglichkeit, ihre ganz persönlichen Eindrücke und Erfahrungen während ihres Aufenthalts in Auschwitz auch anderen Menschen mitzuteilen und verschiedene stilistische Mittel zu nutzen, um so sensible Themen wie Hinrichtung und Folter angemessen darzustellen. In allen Phasen des Projektes waren die Schülerinnen und Schüler in hohem Maße selbständig tätig und hatten darüber hinaus die Möglichkeit, ihre produzierten Beiträge und Interviews in das Konzept einer ganzen Radiosendung einzubauen und durch Moderationen und Musik zu ergänzen

Die für eine Schülergruppe dieses Alters gelungene Auseinandersetzung mit dem Thema „Auschwitz“ wird von der Jury mit dem Förderpreis Medienpädagogik gewürdigt. Die Schülerinnen und Schüler lernen im Rahmen des Projekts das Radio nicht nur als ein Medium kennen, mit Hilfe dessen man Beiträge, Berichte und Musik einer breiten Öffentlichkeit zugänglich machen kann, sondern auch als eine Form, eigene Eindrücke und Erfahrungen zu verarbeiten.

Karl-Friedrich-Gymnasium Mannheim in Zusammenarbeit mit IFM Journalistenschule Bruchsal: „Er ist wie du – Schule gegen Rassismus“

Im Rahmen des Radiowettbewerbs „Er ist wie du“ der IFM-Journalistenschule Bruchsal und des Karl-Friedrich-Gymnasiums in Mannheim stellten die Schülerinnen und Schüler verschiedene Beiträge zum Thema „Menschenwürde“ her. Am Beispiel des Umgangs mit dem Fremden galt es aufzuzeigen, wie Meinungen gemacht und Informationen verbreitet werden. Ziel des Wettbewerb war es, einen reflektierenden und kompetenteren Umgang mit den Medien zu erreichen sowie dem Thema „Rassismus“ eine breite Öffentlichkeit zu geben. Insgesamt haben sich 140 Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums – ein knappes Drittel der Schulgemeinschaft – in unterschiedlichster Zusammensetzung am Wettbewerb beteiligt.

Unter Anleitung des IFM waren die Schülerinnen und Schüler von der Planung bis hin zur Endfassung der Radiobeiträge in alle nötigen Produktionsschritte integriert. Dazu zählten neben der Redaktionsarbeit auch Besuche verschiedener Radioanstalten und das Coaching durch Redakteure. Die Radiobeiträge wurden bei verschiedenen kooperierenden Radiostationen ausgestrahlt.

Die Dokumentation der Wettbewerbsbeiträge zeigt, dass am Ende gut gemachte und professionelle Beiträge in der Sprache der Schüler entstanden sind. Unter Verwendung verschiedener journalistischer Darstellungsformen werden kleine Geschichten erzählt, die dazu beitragen sollen, Vorurteile gegen Fremde und Fremdes abzubauen. Dabei haben die Schülerinnen und Schüler Funktions- und Wirkungsweisen des Medium Radio ausführlich kennengelernt.

Sonderpreis

Fachhochschule für Technik Esslingen, Das Computer Club House Esslingen: „Kreative Lernwerkstatt mit Neuen Medien für Jugendliche von 10 bis 16 Jahren“

Das Projekt Computer Clubhouse Esslingen (CCE) an der Hochschule für Technik in Esslingen (FHTE) ist eine kreative Lernwerkstatt, in der Kinder und Jugendliche nachmittags auf spielerische Art und Weise den Umgang mit modernen Computertechnologien erlernen.

Finanziert durch Sponsoren aus der Wirtschaft erfolgt die Betreuung durch drei hauptamtliche MitarbeiterInnen und ca. 30 ehrenamtliche MentorInnen zwischen 15 und 75 Jahren aus allen Bevölkerungsgruppen und durch PraktikantInnen der Hochschule für Sozialwesen. Im Unterschied zur traditionellen Schul- bzw. Hochschuldidaktik basiert das Lehren und Lernen im CCE auf selbstgesteuerten Prozessen und setzt bei den Interessen der Lernenden an.

Die Evaluation des nunmehr seit September 1996 laufenden Projektes macht deutlich, dass dieser neue Bildungsansatz traditionelle Zugangsbarrieren wie Schulbildung, Behinderungen oder Geschlecht überwinden kann. Letzterem wird auch durch spezielle Angebote zur Mädchenförderung Rechnung getragen. Daneben wird den Kindern und Jugendlichen auch eine kritische Sichtweise gegenüber modernen Massenmedien vermittelt.

Das CCE ist in ein Netzwerk von über 30 bestehenden Computer Clubhouses eingebettet, die zum großen Teil in den USA zu finden sind. Über dieses Netzwerk werden gemeinsame Projekte durchgeführt und es findet ein regelmäßiger Austausch zwischen den Jugendlichen über Video-Conferencing statt.

Beim Computer Club House Esslingen handelt es sich nicht um ein spezielles medienpädagogisches Projekt, sondern ein besonders gelungenes pädagogisch-didaktisches Konzept und seine Umsetzung, das die Jury mit einem Sonderpreis würdigt.